
Hallo!
Schön, dass du hier auf meiner Seite bist.
Im folgenden Blog möchte ich über meine Erfahrungen / Erlebnisse während meines freiwilligen Dienstes in Uganda berichten.
3. Blog Anfang Januar – Ende Juli 2022
Ab dem 10.01.22 war ein Mitfreiwilliger und ich an der Igangs Boys Boarding School tätig. Dies ist ein Internat für Jungs in den Klassen P1 – P7 (P. steht für Primary School -> vergleichbar mit deutscher Grundschule, geht hier aber bis zur 7. Klasse). Am Anfang unterstützen wir die Lehrer*innen beim Sortieren des Materials der ankommenden Schüler. Jeder Schüler musste eine gewisse Anzahl an bestimmtem Material für das 1. Semester abgeben. Wie zum Beispiel: Seife, Toilettenpapier, Zahnbürste, ein Eimer zum Duschen, Stifte, Hefte usw.
Als die Schüler sich dann an den ganzen Tagesablauf gewöhnt hatten und der Unterricht richtig losging, durften wir den Sportunterricht mitgestalten. Dies war schwieriger als gedacht, da wir meist mit einer Gruppe über 100 Schülern zu tun hatten und die meisten in P1/P2 auch noch kein Englisch können. So endete „wer hat Angst vorm Löwen“ oft in einer Massenprügelei…
Mit der Zeit stellten wir fest, dass die Schule nicht so viele Aufgaben für uns hat, als gedacht. Dies liegt vor allem daran, dass es ein Internat ist und dort dementsprechend auch viel Geld von den Eltern reinfließt.
Ursprünglich war auch geplant, dass wir an einer anderen Schule sind. Diese hat uns aber kurz vorher abgesagt.
Wir haben dann eine weitere Schule gefunden, wo wir auch mehr Sportunterricht machen können. Erst haben wir noch die eine Schule vormittags und die andere nachmittags gemacht. Doch dann sind wir komplett zu der anderen Schule gewechselt, weil es dort einfach mehr Aufgaben für uns gibt und wir dort auch mehr willkommen sind.
Unsere aktuelle Schule ist nun die „Bishop Willis Demonstration Primary School“. Hier dürfen wir mit den Klassen P.1-P.5 Sportunterricht machen, beim Morgenkreis der Nursery (Vorschule) helfen und unterstützen die Lehrer*innen beim Unterricht in den unteren Klassen. Zusätzlich haben wir noch viele weitere Idee für die Zukunft. (Kunststunden, Sonder-Stunden für die blinden Schülern, Bastelstunden, Fußballmannschaft, Schulverschönerung… uvm.)
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Vom 4.3 – 8.3 fand das Zwischenseminar mit allen 25 ASC Uganda Freiwilligen,
der ASC Koordinatorin Eva (lebt in Uganda) und unserem „Big ASC Boss für Uganda“ Ingo aus Deutschland. Zusätzlich waren noch 2 ehemalige ASC Freiwillige dabei.
Wir hatten eine sehr schöne Unterkunft nähe Kampala am Viktoria See.
Die Tage waren voll mit sehr straffen und intensivem Programm. Morgens begannen sie um 7 Uhr mit Frühsport. Das Programm ging meisten bis 21 Uhr. Wir haben über sehr viele Themen gesprochen und viel gelernt.
Thematisiert wurde zum Beispiel: wie planen ich einen guten Sportunterricht, kritisches Weißsein, wie geh ich mit Fragen nach Geld um, wie berichtet ich gut und nicht aus der kolonialen Sichtweise, wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen, was könnten mögliche Projekte sein, Gewalt an Schulen… aber auch Themen wie: Kulturschock, wie geht es mir, Selbstbewusstsein, uvm. wurde behandelt. Es wurde viel von unserem ersten halben Jahr in Uganda reflektiert und diskutiert.
Schwierig fand ich u.a das Thema „wie verhalte ich mich als Außenstehende bei einem Bodaunfall/ Unfall generell“ (Boda= Motorradtaxi). Denn uns wurde als Antwort gesagt, nicht helfen; nicht einmischen. Wenn möglich zur nächsten Polizeistation fahren und dort Bescheid geben. Was in Deutschland eine Straftat ist (unterlassene Hilfeleistung), wird uns hier gesagt, dass wir es tun sollen.
Der Grund dafür ist, dass hier nach einem Unfall vor allem Ersthelfer*innen festgenommen werden. Unabhängig ob sie am Unfall beteiligt waren. Einfach nur, weil sie vor Ort sind, wenn die Polizei eintrifft. Es sind auch einige Fälle bekannt, bei denen Ersthelfer*innen ins Gefängnis gekommen sind nur, weil sie erste Hilfe geleistet haben.
Ich kann diese Aufforderung bei einem Unfall nicht zu helfen, kaum mit meinem Feuerwehrhelferherz vereinbaren.
Hier in Uganda passieren sehr oft Unfälle. Davon sind viele auch schwer, weil das gängigste Verkehrsmittel das Boda (Motorradtaxi) ist. Ein Helm wird hier nur selten getragen. Andere „Schutzausrüstung“ wie festes Schuhwerk o.ä. sieht man so gut wie gar nicht bei den Bodafahrern.
An den Abenden des Seminars hatte jede*r von uns die Gelegenheit mit Ingo im Einzelgespräche über mögliche Probleme oder Wünsche zu sprechen. Dies ist etwas was ich sehr an meiner Entsendeorganisation, dem ASC Göttingen, zu schätzen weiß. Er versucht wirklich auf jedes Individuum so gut es geht einzugehen und Dinge möglich zu machen, so dass es uns Freiwilligen gut geht und wir unser Bestes in den Projekten geben können.
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Athletikprogramm
Im erste Schulsemester (hier sind die Schuljahre in 3 Semester unterteilt) steht Athletik auf dem Programm. Dafür wurden 3 Wochen lang immer nachmittags Runden gelaufen, um die besten Läufer zu ermitteln. Diese wurden dann 2 weitere Wochen speziell trainiert. Dann war es soweit an einem Freitag waren die großen Wettkämpfe an denen insgesamt 10 Schulen mit jeweils 26 Schüler*innen teilnahmen. Folgende Disziplinen gab es: Hürdenlauf in verschiedene Höhen und Strecken, eine Art Weitspringen, Hochsprung, Ball und Diskus werfen, so wie viele verschiedene Läufe.
Der Tag begann damit, dass alle Teilnehmenden gemessen und gewogen wurden. Da oft bei den Altersangaben gelogen wird, werden hier die verschiedenen Altersklassen anhand von dem durchschnittlichem Gewicht/ Größe eingeteilt. Wer nicht dem Durchschnitt entspricht, darf nicht in seiner Altersklasse antreten. Als dann alle vermessen waren ging es mit den Hürden und ca. 11:30 los. Man muss dazu sagen, dass es um die Uhrzeit hier schon 32 Grad hat und die meisten Schüler*innen noch nichts gegessen haben, geschweige denn eine Trinkflasche besitzen.
Die Hürden verliefen problemlos. Doch als es dann ohne Pause in der prallen Äquatorsonne mit dem Laufen weiter ging fing für uns das negative Spektakel an.
Viele Teilnehmende mussten bei mehreren Läufen antreten. Schon nach dem zweiten Lauf kollabierten die ersten Schüler*innen. Zu unserem Erschrecken war es den Lehrkräften egal. Niemand kümmert sich um die Kinder. Wir Freiwillige beschlossen dann Wasserflaschen und Glucose zu kaufen (von unserem Taschengeld). Dies wurde auch dringend benötigt. Denn mit jedem weiteren Lauf kollabierten weitere Kinder. Dies ist auch bei den Bedingungen nicht unnormal. Mittlerweile hatte es 35 Grad, die Sonne brannte, die Kinder hatten außer von uns nichts zutrinken und vermutlich auch nichts gegessen. Doch die Lehrkräfte interessierte es nicht. Sie wollten Lauf für Lauf durchziehen. Kinder die nicht mehr konnten, wurden mit Stockschlägen zum Weiterlaufen gezwungen. Als eine Schülerin ein paar Meter vor dem Ziel kollabierte, stritten sich die Lehrer was man denn jetzt mit ihr machen solle. Ein Lehrer wollte sie über die Ziellinie ziehen, ein andere meinte, dass das ja dann Betrug sei und ein weiterer schlug mit einem Stock auf ihre Beine damit sie doch gefälligst weiter laufe. Man muss dazu sagen, dass sich die Lehrer auch untereinander angefeindet haben, weil jeder natürlich seine Schüler*innen bei den Besten dabei haben wollte.
Solche Turniere beginnen auf Schulebene und gehen dann mit den Besten immer weiter bis zu den Nationalgames.
Je weiter die Schüler kommen, desto mehr Ansehen bekommen die Lehrer/ die Schule.
Doch das alles rechtfertigt meiner Meinung nach überhaupt nicht das Verhalten der Lehrkräfte. Den kollabierten Schülern ging es wirklich schlecht und es hat einfach niemanden gejuckt. Ein Lehrer hat sich tatsächlich einmal erbarmt eine kollabierte Schülerin in den Schatten zu tragen mehr aber auch nicht.
Wir saßen jeweils teilweise mit 2 kollabierten Kindern da und haben irgendwie versucht ihnen Wasser und Glucose zu geben, damit sie bei Bewusstsein bleiben und ein Lehrer meinte nur „geht da weg der nächste Lauf fängt gleich an“.
Am schlimmsten war es für mich als ein Mädchen nur noch zuckend auf dem Boden lag, nicht mehr ansprechbar war, kaum noch geatmet hat und es niemanden interessiert hat. Wir haben sie dann in den Schatten gebracht, bestmöglich erste Hilfe geleistet bis sie wieder bei Bewusstsein war und schließlich vor Erschöpfung eingeschlafen war.
Der Tag war mit Abstand einer der schlimmsten Tage hier in Uganda. Ich habe generell noch nie so viele kollabiertet und bewusstlose Kinder an einem Tag gesehen. Ich finde es schrecklich wie ein Menschenleben so wenig wert sein kann. Wie einem der Erfolg so wichtig sein kann, dass es einem gleichgültig ist, wenn Kinder fast in prallen Sonne sterben.
Bitte bedenkt, dass das alles meine persönlichen Erfahrungen hier waren. Wie es an anderen Schulen bei solchen Wettkämpfen abläuft weiß ich nicht. Vielleicht besser vielleicht schlechter. Vielleicht war es manchen Beteiligten auch nicht komplett egal, sondern sie wusste nicht wie man erste Hilfe leistet oder wollten nichts falsch machen.
Aber Fakt ist leider, dass ich die oben beschrieben Situationen alle so erleben musste.
Ich will mir nicht vorstellen was passiert wäre, wenn wir nicht dabei gewesen wären.
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Noch ein negatives Thema: Meine Erfahrungen mit Gewalt in den Schulen hier:
Bei der wöchentlichen Versammlung der Schule wurde eine Schülerin mit einem Stock, vor allen, ausgepeitscht und mit bloßen Händen auf den Po geschlagen. Wir fragten einen Lehrer was sie denn gemacht habe. Die Antwort war, dass sie sich beim Athletikwettbewerb mit einem Lehrer von einer anderen Schule angelegt hatte, der sie schlagen wollte/ geschlagen hat. Dieser Lehrer hat sich dann bei der Schulleitung unserer Schule beschwert.
Daraufhin wurde sie am folgenden Montag bei der Versammlung der ganzen Schule, vor allen, mit einem Stock ausgepeitscht und gepeinigt. Damit alle sehen konnten, was es für Folgen hat, wenn man sich mit einem Lehrer „anlegt“.
Nach der Versammlung ging es dann noch im Sekretariat weiter. Lehrer die vorbei liefen schlugen auch noch einfach mit drauf. Bis sie schließlich nach Hause geschickt wurde. (Oft ist es dann daheim bei den Schülern so, dass wenn sie vor Schulende daheim auftauchen auch noch Schläge von den Eltern kassieren, da diese ja Schulgebühren zahlen).
Leider haben wir hier generell viel Gewalt an den Schulen und auch im Training mitbekommen. Vor allem in den unteren Klassen P.1- P.4 wird regelmäßig geschlagen. Meistens mit Stöcken. Manchmal schlagen sich die Lehrkräfte auch richtig in Rage und hören nicht auf wenn die Kinder weinen und schreien. Einmal saß ich in P.2 hinten im Klassenzimmer. Die Lehrerin verließ kurz das Klassenzimmer. Als die Kinder mit der Aufgabe fertig waren, wurde es etwas lauter. Aber alles noch im Norm Bereich.
Als die Lehrerin dann zurück kam, empfand sie es für zu laut. Also entschloss sie jedem in der Klasse einen festen Stockhieb zu verpassen. Für mich war dies eine schreckliche Situation. Da zu sitzen, das mit anzusehen, zu wissen, dass es schlecht ist/ nichts bringt, aber gleichzeitig auch hilflos und sprachlos zu sein. Trauriger Weise ist das meist Alltag hier an den Schulen. Auch in den oberen Klassen werden die Schüler*innen geschlagen. Zum Beispiel wenn sie die Schulgebühren nicht rechtzeitig zahlen. Ich haben auch schon mitbekommen wie eine ganze Klasse ins Schulleiterbüro geschickt wurde, sie sich nacheinander auf den Boden legen mussten und dann einen kräftigen Schlag mit dem Stock auf den Rücken bekommen haben. Alle Lehrkräfte an unserer Schule habe ich schon Schlagen gesehen und auch von den anderen Freiwilligen habe ich ähnliches gehört. Mir ist bewusst, dass in Deutschland vor 50 Jahren auch in den Schulen noch geschlagen wurde, aber es wurde aus einem guten Grund verboten. Denn mit Gewalt erreichen man kein Verständnis für Fehler, sondern schüchtert Menschen ein, prägt sie negativ und zeigt ihnen, dass man Konflikte/Probleme nur mit Gewalt lösen kann. Hätte man mich damals in der Schule so gedemütigt oder geschlagen, hätte es mich bestimmt nicht zum Lernen motiviert, im Gegenteil ich hätte versucht nicht mehr in die Schule zu gehen.
Obwohl es laut Verfassung in Uganda verboten ist Kinder zu schlagen zeigt eine Untersuchung aus 2005 die bittere Realität:
„A 2005 joint report of Raising Voices and Save the Children Uganda conducted in 5 districts of Uganda concludes that “in overwhelming numbers, children described the rampant use of violence against them:
* 98 percent of children reported experiencing physical or emotional violence
* 75.8 percent reported experiencing sexual violence
* 74.4 percent reported experiencing economic violence.
For each form of violence, a significant percentage of children reported experiencing the violence at least once a week or more.“
Aktuelle Zahlen habe ich nicht gefunden.
Wir merken hier auch wie die Kinder von der Gewalt geprägt sind. Wenn wir im Sportunterricht nur für eine Übung klatschen zucken manche Kinder zusammen, weil sie denken, dass sie gleich geschlagen werden. Leider ist die Art von Erziehung hier noch in alle Gesellschaftsschichten stark vertreten und Gewalt als die richtige Methode in den Köpfen verankert. So kommt es auch vor, wenn ein Klasse nicht ruhig ist oder jemand Quatsch macht, Mitschüler sagen wir sollen sie doch mit Schläge zurechtweisen. Was wir natürlich nicht machen. Aber auch am Elternsprechtag haben sich Eltern bei einem Lehrer beschwert, der versucht nicht oft zu schlagen, dass er ja dafür verantwortlich ist, wenn die Kinder nicht diszipliniert sind, da er sie ja nicht mit Schläge zurechtweist.
Wir versuchen möglichst das Gespräch mit den Lehrern zu suchen und ihnen andere Möglichkeiten zur Bestrafung aufzuzeigen. Allerdings muss man das sehr feinfühlig angehen. Sonst kommt es so rüber als würden wir „die Weißen“ sagen dass es schlecht ist was „die Schwarzen“ machen und ihnen Vorschreiben wie es richtig geht. In der Vergangenheit haben wir auch schon einige Organisationen angeschrieben die Antigewahlt Workshops anbieten in der Hoffnung, so etwas an unserer Schule durchzuführen. Doch Leider haben wir bislang noch keine Antwort bekommen. Falls jemand dazu gute Organisationen kennt, bitte bei mir melden.
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Die Situation der Schüler*innen:
In einer Mittagspause hatte ich ein Gespräch mit einem 6. Klässler, 14 Jahre.
Ich fragt ihn was er denn so nach der Schule (endet um 17 Uhr) macht. Er sagte, er müsse erst 1 Stunde nach Hause laufen, dann würde er das Haus kehren, wischen und dann noch kochen, weil seine Mutter abends nicht mehr kocht.
Das finde ich alles schon sehr extrem und es zeigt mir wie die meisten Schüler*innen hier leben. Ich weiß auch, dass dieser Junge sich Abends kein großes Menü kochen kann (finanziell), sondern maximal Pocho (Maisbrei) eventuell noch vielleicht Bohnen dazu.
Den ganzen Tag in der Schule 7 Uhr – 17 Uhr essen viele Schüler auch so gut wie nichts, weil sie sich das Mittagessen (Pocho mit Bohnen) nicht leisten können. Viele bekommen mittags eine Tasse mit Porrige (Maispulverbrei). Dies ist aber nicht sehr sättigend.
Oft kommen Schüler zu uns, sagen sie haben Hunger und fragen, ob wir ihnen etwas zu essen kaufen können.
Aber wir können nicht allen etwas kaufen…
An einem Nachmittag wurden alle Schüler auf dem Hof zusammen gerufen. Es wurde gesagt, dass viele die Gebühren für die kommenden Prüfungen noch nicht bezahlt haben. Dann wurden alle Schüler*innen, die noch nicht bezahlt haben nach Hause geschickt.
Als wir am nächsten Tag morgens auf dem Weg zu unserer Schule waren, sind uns schon viele Schüler*innen entgegen gekommen. An der Schuluniform haben wir gesehen, dass sie von unserer Schule sind. Angekommen an der Schule war es sonderbar leise. Wir liefen an den Klassenzimmern vorbei und mussten feststellen, dass jedes 2. Klassenzimmer leer war. Auf unser Fragen antworteten die Lehrer, dass die Schüler*innen die noch nicht die Gebühren bezahlt haben, wieder nach Hause geschickt wurden und erst wieder kommen dürfen, wenn sie das Geld haben. Für uns ist es schon eine erschreckende Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller Schüler sich diese Gebühren im Moment nicht leisten können und deshalb vom Unterricht ausgeschlossen werden.
Umgerechnet lagen diese Gebühren bei etwas mehr als 10€. Darin enthalten sind die Kosten für die Prüfungen und die Kosten für Essen/ Porige. Nach den Prüfungen wurde mir von manchen Schülern auch gesagt, dass sie die Prüfungen nicht mit geschrieben haben, weil sie die Kosten nicht aufbringen konnten.
Dies finde ich in Bezug auf die Abschlussprüfungen sehr schlimm. Denn selbst wenn ein*e Schüler*in sehr gut in der Schule ist und durch eine gute Abschlussprüfung eine Chance auf eine gute weiterführende Schule/ Universität hätte, bekommt er/sie ohne Abschlussprüfung kein Zertifikat, hat also auf dem Papier kein Schulabschluss und wird deshalb dann nirgends angenommen. Das hat dann wieder die Folge, dass sie keinen guten Job bekommen und nur wenig verdienen. Der Teufelskreis für ihre Kinder beginnt dann wieder von vorne…
In der Regel betragen die Schulgebühren hier 300 UGX ca. 77€ pro Schüler*in pro Jahr. Diesen Betrag für mehr als ein Kind zu stemmen, ist für viele Familien hier sehr schwierig und für manche auch nicht machbar. Da lohnt es sich finanziell mehr die Kinder mit aufs Feld zum Arbeiten zu schicken und dann vom Ertrag zu leben.
Ich habe mir überlegt, dass es sehr toll wäre wenn man diese Familien und Kinder mit einer Patenschaft unterstützen könnte.
Dies könnte so aussehen, dass Familien aus Deutschland oder anderen Länder die Schulgebühren für 1-2 Kinder zahlen und als Gegenleistung Berichte, Bilder und Zeugnisse von den Kindern bekommen. Dadurch könnte man den Kindern eine bessere Zukunft durch Bildung ermöglichen und würde auch gleichzeitig den interkulturellen Austausch fördern. Wenn ich die Möglichkeit bekomme so ein Projekt zu starten, würde ich das natürlich tun. Allerdings möchte ich, dass es nachhaltig ist und dann auch unabhängig von mir oder anderen Freiwilligen weiterläuft. Leider wäre es nicht nachhaltig, wenn ich euch jetzt Namen und Bilder von Kinder gebe, von denen ich hier weiß, dass sie kein Geld für die Schule haben und euch dann um Spenden für die Schulgebühren bitte. Denn sobald ich hier weg bin würde der Kontakt abbrechen und die Familie wäre wieder auf sich gestellt.
Falls dazu jemand eine gute Idee hat wie man so ein Projekt nachhaltig gestalten kann oder Organisationen kennt die so etwas schon machen, darf man sich gerne bei mir melden. Im Moment zahlen wir auch teilweise von befreundeten Kindern die Schulgebühren, da wir ihre Situation daheim kennen und wissen, dass sie sich die Gebühren nicht leisten können, aber gut in der Schule sind. Diese Kosten stemmen wir privat, da wir für einzelne Personen nicht unsere Spenden verwenden dürfen.
Wer mich dabei unterstützen möchte darf mich gern kontaktieren oder auf mein Paypal Konto (mail@hanna-schmid.de) etwas überweisen.
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Vor den Osterferien wollten wir ein Spezial Programm mit den Schülern machen, so wie eine Abschlussfeier am Tag der Zeugnis Ausgabe organisieren (hier bekommen die Kinder nach jedem der drei Terme ein Zeugnis).
Die Planung gestaltete sich etwas schwierig, da die Lehrern sagten, dass die Kinder nach den Prüfungen bis zum Tag der Zeugnisausgabe nicht kommen werden, sondern daheim/ auf dem Feld helfen müssen, wenn kein richtiger Unterricht stattfindet. Der Schulleiter hat uns dann aber letztendlich die Erlaubnis erteilt etwas vorzubereiten und meinte, dass die Kinder kommen werden, wenn sie von den Lehrern gesagt bekommen, dass sie kommen sollen.
Mit P.1- P.5 haben wir dann kleine Wettbewerbe wie zum Beispiel Dosenwerfen, Parcourlauf und Wassertransport, in den letzten Tagen vor den Ferien gemacht.
Mit P.6 haben wir mittwochs vor den Ferien einen Tanz eingeübt und mit P.7 donnerstags ein Theaterstück für den letzten Schultag vorbereitet.
Besonders gefreut hat es mich, dass P.6 auch noch mal am nächsten Tag zum Üben des Tanzes kommen wollte.
Als wir dann donnerstags um 8 Uhr zur Schule kamen standen schon einige Tänzer auf dem Sportplatz und haben sogar ohne Musik unseren Tanz geübt.
Schließlich war es soweit, am 15.4.22 war der letzte Tag vor den Ferien. Hinter uns lag eine Wochen voll mit durchführen des „Spezial Programmes“ für die jüngeren, üben des Tanzes, einstudieren des Theaterstückes sowie organisieren eines Mittagessens für die ganze Schule. Da sich viele Schüler, wie oben beschrieben, kein Essen in der Schule leisten können, wollten wir das zumindest für einen Tag ändern.
Wir kauften 150kg Reis für 480.000UGX = ca. 123€, 5l Öl, 5kg Zwiebeln und verschiedene Gewürzmischungen zusätzlich haben wir 50.000UGX für das Küchenteam bezahlt. Das alles konnten wir natürlich nur durch eure Spenden finanzieren. Danke!!!
Der Tag begann, wie in Uganda üblich, mit warten. Eigentlich wollten wir mit der Veranstaltung um 10 Uhr anfangen. Da die meisten Lehrer aber noch mit unterschreiben der Zeugnisse beschäftigt waren, verzögerte sich alles. Um 13 Uhr konnten wir dann endlich anfangen.
Wir versammelten alle Schüler*innen und Lehrer auf dem Sportplatz, da man sonst nirgends genug Platz hat alle (1000+ Menschen) zu versammeln.
Die Veranstaltung startete mit einer kleinen Dankesrede von uns, wie sehr uns die Schüler*innen und die Schule schon ans Herz gewachsen sind und wie glücklich wir sind, dass uns alle hier so herzlich empfangen haben.
Danach folgte die Tanzaufführung von P.6 und das Theaterstück von P.7. Beides war sehr erfolgreich und klappt besser als beim Üben. Sogar einige Jungs tanzten mit, was mich besonders stolz machte.
Nach den Vorführungen gab es für alle Schüler*innen eine große Portion Reis,
die Freude darüber war sehr groß. Bei der Essensausgabe kam ein Lehrer zu uns und sagte, dass heute ein historischer Tag ist und wir Geschichte schreiben. Denn es sei das erste Mal, dass es für die ganze Schule Reis gibt.
Insgesamt war der Tag sehr gelungen, wir bekamen viel Lob als Rückmeldung und konnten glücklich in unsere Ferien starten.
Bilder von dem Tag findet ihr in der Galerie 😉 Falls jemand Videos von den Aufführungen haben möchte, darf man mich gerne kontaktieren.
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In den Ferien (3 Wochen) war ich dann immer 2 mal täglich im Training der Iganga Sports Academy und unterstützen die Coaches überwiegend beim Fußballtraining. Hierbei stellte ich wieder fest, dass 10 Bälle für 45 Sportler eindeutig zu wenig sind. Deshalb kaufte ich dann in Kampala von meinen Spenden 2 neue Fußbälle (100.000UGX = ca. 25€) für die Academy.
Nach den Ferien starteten wir neben unserem Sportunterricht und dem Morgenkreis mit der Vorschule auch Kunststunden und extra Spielestunden für die blinden Schüler*innen an unserer Schule. Leider können diese oft nicht richtig an dem Schulalltag teilhaben und werden dann ausgeschlossen. Auch für uns ist es nahezu unmöglich sie in unseren Sportunterricht einzubinden. Deshalb machen wir jetzt 2 mal wöchentlich eine Stunde nur mit den Blinden Sport/ spielen spezielle Spiele. Eins davon ist Goalball. Hierbei handelt es sich, um einen Ball der innen Glocken hat und von den Spielern
über den Boden gerollt wird. Die Kids freuen sich immer riesig auf diese Stunde und fragen auch immer nach, wann wir denn wieder mit ihnen spielen. In Zukunft wollen wir auch noch mehr Sport/ Spiele mit ihnen machen. Allerdings fällt es uns schwer passende Spielideen o.ä zu finden.
Falls jemand im Bereich mit Blinden Erfahrung hat oder uns Tipps geben kann, wäre wir sehr dankbar.
Des Weiteren sind im zweiten Term Ballspiele eingeplant. Deshalb sind mein Projektpartner und ich dabei eine Jungs und eine Mädchen Schulfußball Mannschaft auf die Beine zu stellen, die dann in Turnieren ähnlich wie beim Athletiksprogramm gegen andere Schulen antritt.
Dies gestaltet sich aber schwieriger als gedacht, da unserem Schulleiter die akademische Bildung der Schüler*innen wichtiger als Sport ist, dürfen wir erst nach Ende der Schule um 17 Uhr trainieren. Dies ist aber für einige Spieler*innen nicht machbar, weil sie oft noch weit (1-2h) nach Hause laufen müssen und es um 19 Uhr schon dunkel ist. Zusätzlich gibt es strenge Richtlinien wer teilnehmen darf und wer nicht. Es wird wieder nach Units, die sich aus Größe und Gewicht zusammensetzen, ausgewählt. Wer dem Durschnitt nicht entspricht darf nicht teilnehmen.
Im Moment (stand 28.6.22) streiken alle Lehrkräfte an den öffentlichen Grundschulen in Uganda. Sie fordern eine bessere Bezahlung, da sie im Vergleich zu anderen Berufen deutlich unterbezahlt werden. Vor einer Woche wurden dann auch alle Schüler*innen (bis auf die Abschlussklasse) wieder heimgeschickt, da sie ohne Lehrkräfte nicht betreut werden können. Dies hat natürlich auch unseren Stundenplan durcheinandergebracht und den Plan mit der Fußballmannschaft auf Eis gesetzt. Ich bin seit dem Beginn des Streiks trotzdem jeden Tag in die Schule gegangen, um die Kinder, die da sind etwas zu beschäftigen.
Bisher haben wir viele Spiele gespielt und die tollen Kunstmaterialien, die wir von einer deutschen Schule gespendet bekamen, ausprobiert. Die letzte Woche hat sich ein bisschen nach Ferienprogramm angefühlt und ich konnte mit den Kindern all das machen was ich früher auch gern gemacht habe. Ich finde es wichtig, dass die Kinder eine Beschäftigung haben, die auch Spaß macht. Dafür bin ich schließlich ja auch da.
Nun hat die Regierung den Lehrkräften gedroht, alle zu entlassen, wenn sie nicht zurück an den Arbeitsplatz kommen.
Bisher sind sie aber noch nicht zurück gekommen. Ich bin gespannt wie das weitergeht und werde euch natürlich auf dem laufenden halten. Jetzt (6.7.22)
hat der Präsident Y. Museveni die Lehrkräfte erneut gezwungen zurück an die Schulen zu kommen. Wenn sie nicht zurück kommen werden sie gefeuert und der Gedanke der Gehaltserhöhung ist dann endgültig vom Tisch.
Dies hatte tatsächlich leider die Lehrkräfte zurück gebracht und wir konnten unser gewohntes Programm mit Sport-/Kunstunterricht und Fußball Training wieder aufnehmen.
Mein Projektpartner hat die Zeit genutzt, um mit einer großzügigen Geldspende unseren hügeligen Fußballplatz ebnen zu lassen. Hierbei halfen wir natürlich auch tatkräftig mit. Des Weiteren ist auch ein Volley-/Netballfeld in Planung.
Mein nächstes Projekt ist es unsere Nursery School (eine Art Vorschule, die Kinder sind im Alter von 3-6 Jahre und es gibt 3 Klassen) etwas auszustatten. Da diese Covid/ Lockdown bedingt kaum mehr Materialien hat. Dies ist auch der Grund, dass die Kinder fast den ganzen Tag (7:30-13 Uhr) Unterricht haben und keine Zeit zum Spielen haben. Wenn ich daran denke was ich so im Kindergarten gemacht habe, finde ich es schlimm das die Kinder hier die ganze Zeit lernen müssen. Im Gespräch mit der Schulleiterin haben wir einiges Material gesammelt, was benötigt wird bzw. was toll für die Kinder zum Spielen wäre.
Auf jeden Fall besorgen möchte ich ein paar Bälle sowie alte Reifen, mit denen die Kinder gerne spielen.
Zusätzlich wäre eine Art Sandkasten mit ein paar Spielsachen sehr toll.
Ich habe mich auch schon bei meinem Sandhändler des Vertrauens erkundigt, was so eine Menge an Sand denn kosten würde. Er meinte ich könne mit 210.000 UGX = 54 € zzgl. Spielsachen rechnen.
Auch ein großen Bottich und ein paar Plastikrohre zum „Wasserspielen“ finde ich gut. Mir liegen vor allem Outdoor Spielsachen am Herzen, da ich es wichtig finde Zeit in der Natur zu verbringen und früher selbst auch viel Spaß draußen „im Matsch“ hatte.
Wie ihr seht, Bedarf und Ideen sind da. Jetzt fehlt es nur noch an finanzieller Unterstützung. Also Spenden sind weiterhin sehr gerne möglich. Mehr dazu findet ihr unter dem Punkt „Kontakt“.
Falls es dazu Fragen gibt oder du/ Sie für eine ganz bestimmte Sache spenden möchtest/en, bin ich gerne über mail@hanna-schmid.de erreichbar.
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Update zu Schwimmprojekt:
Erst die schlechte Nachricht:
leider hat die Zusammenarbeit mit „International Life Saving Federation“ nicht funktioniert, weil sie dann doch sehr viel Geld für unsere Ausbildung und die Unterstützung haben wollten, obwohl sie am Anfang gesagt hatten, das wir alles kostenlos bekommen bzw. nur die Fahrtkosten tragen müssten. Das haben wir uns anders vorgestellt.
Nach vielen weiteren Meetings und erfolglosen Verhandlungen, haben wir uns dann entschlossen einfach selbst mit
dem Schwimmtraining anzufangen. Mittlerweile haben wir auch schon viele Spenden dafür erhalten, womit wir den Eintritt bezahlen können. Auch 4 Paar Schwimmflügel wurden davon gekauft.
Geplant ist, dass wir jeden Freitag von 14 – 17 Uhr mit 8 Kindern, die überwiegend nicht in der Schule sind, schwimmen gehen.
Mittlerweile waren wir schon 4 mal schwimmen. Und bei manchen sieht man auch schon ein Fortschritt: von „Angst vor dem Wasser“ am Anfang zu den ersten Schwimmzügen.
Kleiner Tipp am Ende:
schaut mal in den Galerien vorbei 🙂
2. Blog (November-Januar 2021/22)
Mehr als 3 Monate ist nun der letzte Blog schon her. In dieser Zeit habe ich wieder viel erlebt.
Zum Beispiel wurde bei mir im Krankenhaus fälschlicherweise Malaria „festgestellt“, obwohl ich eigentlich nur Grippe hatte.
Sie wollten mir schon Infusionen legen und mich über Nacht da behalten, also haben wir Eva angerufen und um Rat gefragt.
Es folgte das gleiche Spiel wie beim Typhustest. Ins Matatu steigen eine Stunde nach Jinja fahren, noch mal einen Test im internationalen Krankenhaus machen, der dann negativ war und dann wieder eine Stunde zurück fahren.
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An einem anderen Tag wurden wir von unserer Nachbarin zum Essen eingeladen.
Das Essen war sehr lecker und wir konnten uns gut unterhalten. Sie wollte u.a. wissen warum wir denn verschiedene Haarfarben haben und wie viele Familienmitglieder/Geschwister wir haben. Wir stellten fest, dass wir Deutsche im Durchschnitt viel weniger Geschwister, dafür aber viel ältere Großeltern haben. Mit 53 Jahren ist man hier schon alt und im Ruhestand. Außerdem haben hier Eltern Minimum 4 Kinder, oft auch bis zu 10+ Kinder.
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Für wie „besonders/außergewöhnlich“ uns die Kinder hier halten hat mir folgendes Gespräch gezeigt, das ich mit ein paar Netballspielerinnen in einer Trainingspause geführt habe. Sie betrachteten ganz neugierig meine Haut und waren dann sehr überrascht, dass ich auch, wie sie, Haare an meinen Armen und Beinen habe. Total verwundert waren sie schließlich als sie gesehen haben, dass ich die gleichen Linien in meiner Hand habe, wie sie und als sie feststellten, dass meine Waden unangespannt auch „wackelig“ sind. Ich habe ihnen dann erklärt, dass wir alle die gleichen Menschen sind und es deshalb nicht gut ist nach der Hautfarbe oder dem Aussehen zu urteilen.
Folgendes Beispiel zeigt, dass die Kommunikation mit den Spielern auf Englisch am Anfang sehr schwer war.
An einem Tag war ein neuer Coach im Training und wir wollten von den Spielern wissen wie oft denn dieser Trainer kommt.
Die Antworten waren:
Spieler A: „Ja“
Spieler B: „Heute“
Spieler C: „Nein“
Spieler D: „einmal im Jahr“
Keine der Antworten war übrigens richtig.
Am Ende eines Trainings hielt der Coach ein Vortrag über Disziplin, weil einige Spieler nicht regelmäßig kommen/ zu spät kommen/ nicht auf die Trainer hören und dies, uns gegenüber, sehr unhöflich sei. Am Ende des Vortrags mussten sich alle vor uns hinknien und sagen, dass es ihnen leid tue und es nicht mehr vorkommen wird. Diese Situation war sehr befremdlich für uns. In Europa ist es ein Zeichen der Unterwerfung, wenn man vor jemanden kniet. Hier wurde uns aber erklärt, dass es ein Zeichen für Dankbarkeit ist und wir es nicht ablehnen dürfen. Ich weiß nicht, ob ich mich damit anfreunden kann, da ich mich absolut nicht als etwas „besseres“ fühle bzw. dass mir so ein „Dank“ zusteht.
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Am folgenden Wochenende wollten wir zum Geburtstag eines Freundes und Mitfreiwilligen nach Kampala (Hauptstadt von Uganda) fahren.
Leider waren dann aber 2 Bombenanschläge mit Toten in Kampala und uns wurde, sinnvollerweise, das Reisen verboten. Den Mitfreiwilligen in Kampala geht es gut. Zum Glück waren sie an dem Tag zu spät dran, sonst wären sie in der Nähe des Anschlags gewesen. Nach dem Anschlag durften sie, zur Sicherheit, 2 Tage nicht arbeiten. Generell wurde uns gesagt, dass wir Menschenmengen/ größere öffentliche Plätze meiden sollen. Ich fühle mich an sich hier sicher. Wir leben mehr ländlich und es gibt keine wichtigen Plätze o.ä. in unserer Nähe. Wenn man sich zusätzlich an die Regeln vom ASC hält, ist die Chance, dass etwas passiert auch sehr gering. Natürlich können Anschläge immer und überall passieren, hier genauso wie in Deutschland.
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Einmal trafen wir auf unserem Heimweg eine Familie aus England. Sie haben ugandische Eltern und sind in Uganda aufgewachsen. Sie luden uns für ein Thanksgivingessen ein. Wir konnten uns nicht wirklich was darunter vorstellen und gingen davon aus, dass es vermutlich so wie bei Thanksgiving in den USA sei. Als wir aber dort ankamen, fanden wir eine Beerdigung vor. Allerdings war es mehr eine feierliche Zeremonie als ein Trauergottesdienst. Die Frauen hatten ihre farbenfrohen Festkleider an, es wurde getrommelt und gesungen. Es wurde weniger getrauert und mehr das gelungen Leben der verstorbenen Person gefeiert. Der Dorfgemeinschaft wurde währenddessen gedankt, dass sie immer für die Person da waren und ihr bei Bedarf geholfen haben. Nach der Zeremonie gab es dann für alle Gäste ein Festgericht, das wir zum ersten Mal nur mit unseren Händen gegessen haben. (Es ist hier üblich alles nur mit der rechten Hand und ohne Besteck zu essen.
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Bei einem Meeting mit unseren beiden Projektmanagern zu den Themen: Schwimmprogramm und Unterrichtsstunden haben wir auch über ein neues Projekt gesprochen. Wir wurden gefragt, ob wir an einem anderen Standort etwas sexuelle Aufklärung unterrichten könnten. An sich finden wir diese Idee sehr gut, müssen uns aber noch überlegen zu welchen Themen wir was machen wollen und dies auch können. Sexuelle Aufklärung ist ein sehr wichtiges und vielseitiges Thema. Je nach Alter und Geschlecht können viele unterschiedliche Aspekte behandelt werden.
Im Laufe des Gesprächs wollten wir auch von unseren Projektmanagern wissen, wie wir mit dem Thema Homosexualität umgehen sollen, da dies hier ein heikles Thema ist. Die Antwort war, dass wir wenn überhaupt nur negativ darüber reden sollen. Hier in Uganda wird jegliche homosexuelle Handlung mit lebenslänglich Gefängnis bestraft.
Wir haben dazu aber eine komplett andere Meinung und werden auf keinen Fall negativ über Homosexualität reden.
Ein anderes Thema, das wir beim Meeting angesprochen haben, war das Reiseverbot wegen den Anschlägen in Kampala. Uns wurde gesagt, dass die Hauptsache dafür nicht die Angst vor neuen Anschlägen ist, sondern eher, dass wir für die Anschläge beschuldigt werden könnten. Schließlich sind wir hier die Ausländer. Wenn man uns sieht, fällt direkt auf, dass wir anders sind. Warum wir hier sind und was wir hier machen, sieht man eben nicht auf den ersten Blick. Es wurde uns auch erklärt, dass viele Menschen hier Europäer nicht mögen und diese für die Corona Lage verantwortlich machen. Schließlich haben weiße Menschen Covid nach Uganda und Afrika gebracht. Alles schöne Stereotypen. Ich kann jetzt noch besser nachempfinden wie sich Ausländer in Deutschland fühlen müssen. Wenn einer von vielen was Dummes macht, heißt das nicht, dass alle so etwas machen würden/ gut finden! Ich persönlich habe ja auch nicht Covid nach Uganda gebracht!
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An einem Wochenende wurden wir zu einer Graduation (Abschluss der Uni) eingeladen. Bei dem öffentlichen Teil konnten wir wegen Corona nicht dabei sein. Dafür aber bei der anschließenden
privaten Feier. Diese begann erstaunlicher Weise mit einer Predigt von einem Pastor. Anschließend hielt gefühlt jedes Familienmitglied noch eine Rede. Nach jeder Rede wurde Musik angemacht und alle sprangen auf und tanzten wild und machten interessante Trillergeräusche. Nach gut 3 Stunden gab es für alle dann wieder ein Festessen.
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An einem Freitag luden wir am Abend unsere Bodafahrer für einen Spieleabend ein. Wir hatten zum ersten Mal hier Pizza bestellt. Die Boda Fahrer hatten sehr viel Spaß beim Solo spielen (so ähnlich wie Uno) auch wenn sie es nicht direkt verstanden haben. Wir genossen nebenbei unser ugandisches Feierabendbier. Der Abend war sehr lustig und gelungen.
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Einige Wochen später waren wir zu einer Gedenkfeier für die verstorbenen Oma unseren Projektmanagers eingeladen. Der meiste Teil der Zeremonie war auf Lusoga, weshalb wir nicht so viel vom Inhalt verstanden. Danach gab es aber ein großes Festmahl für alle. Anschließend tauschten wir uns mit der Familie noch aus und machten noch ein paar gemeinsame Erinnerungsfotos. Den Opa von unserem Projektmanager lernten wir als ein sehr herzlicher und weltoffenen Mann kennen. Leider verstarb er unerwartet am 29.12.21.
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Meine Erfahrungen mit der Armut hier:
In der Stadt in den Nebenstraßen sieht man viel Kinder mit zerrissenen Kleidern, die im Müll nach Essensresten suchen. Teilweise kauen sie auch einfach auf Plastikmüll herum. Wenn sie uns sehen kommen sie angerannt und wollen Geld oder Essen. Der Anblick tut mir im Herzen weh und ich fühle mich machtlos, da ich an ihrer Situation nichts ändern kann. Selbst wenn ich ihnen etwas geben würde, wäre es niemals genug für alle.
Uns wurde auch einmal gesagt, dass manche Familien nur 5.000 UGX (ca 1.25€) für eine Woche haben. Ich bin so glücklich darüber, wie ich aufgewachsen bin. Ich hatte immer ein Dach über dem Kopf, mehr als genug zu essen, konnte meine Kindheit/ Jugend in einer heilen Familie genießen, hatte Zugang zu sehr guter medizinischer Versorgung und es wurde mir sogar Bildung bis zum Abitur ermöglicht. Mir war in Deutschland schon bewusst, dass es mir mit meinem Leben wirklich gut geht. Aber die Dinge die ich hier sehe und erlebe, verstärken diesen Bewusstsein noch einmal um einiges.
Viele Eltern können sich hier die Schulgebühren nicht leisen, wodurch die Kinder kaum/ keine höhere Bildung erlangen, Gewalt ist oft leider Alltag der Kinder, viele Mädchen werden früh schwanger und verheiratet, eine Behandlung von Verletzungen/ bei Krankheiten oder Schmerzen können sich die meisten auch nicht leisten.
Und in Deutschland werde riesige Mengen an Essen weggeschmissen, Kinder beschweren sich, dass sie nicht das neuste iPhone bekommen und Menschen die das Privileg haben, in ein Krankenhaus zu gehen und dort behandelt zu werden wenn sie krank sind, bedrohen Ärzte, die durch Impfungen Leben retten. Das macht mich einfach nur traurig und wütend.
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Unser Leben hier besteht natürlich nicht nur aus Events, Ausflügen und gutem Essen. Unter der Woche haben wir immer 2-mal täglich Fußball-/ und Netballtraining gemacht. Außerdem haben wir an den Wochenenden viele Fußballspiele von unseren Spielern angeschaut. Auch die Netballer hatten in der Weihnachtszeit ein großes Turnier, das über mehrere Wochen ging. Sie waren sehr erfolgreich, erreichten den dritten Platz und bekamen sogar etwas Preisgeld.
Als wir das erste Mal mit ein paar Spielern Volleyball spielten, flog der einzige Volleyball den wir hatten, leider in einen vorbeifahrenden LKW (direkt neben dem Spielfeld ist eine stark befahrene Schnellstraße) und so war unser Volleyballtraining wieder schneller beendet als gedacht.
Ähnliches passierte bei einem Fußballspiel mit einem anderen Team. Ein Spieler schoss den Fußball aus Versehen auf die Straße. Ein Taxibus fuhr über den Ball und zerstörte diesen mit einem lauten Knall. Bälle sind in unserer Sports Academy echte Mangelware.
Die ganze Academy besitzt nur 10 Bälle insgesamt. Und nach jedem Training muss meistens wieder ein Ball geflickt werden. Dies war auch der Grund dafür, dass bei der Situation oben, direkt eine Schlägerei zwischen den beiden Teams entstand, wer denn nun den Ball auf die Straße geschossen hätte.
Zum Glück haben die Trainer schnell eingegriffen und die beiden Mannschaften auseinandergebracht, bevor Schlimmeres passieren konnte.
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Am Wochenende vom 18.12 waren wir und alle anderen Freiwillige zu der Weihnachtsfeier der EWAKA Foundation in Jinja eingeladen. Die EWAKA Foundation wurde von Eva (der jetzigen ASC Koordinatorin in Uganda) gegründet und ist eine Art Kinderheim. Dort leben ca. 20 Kinder und Jugendliche. Deren Eltern meist kein Geld haben, um die Kinder zu versorgen.
Die Weihnachtsfeier startete mit einem Festakt, der geprägt von Reden und vielen Tänzen war. Anschließend gab es ein großes Festessen von einem Cateringservice, was eine echte Besonderheit für alle war. Danach durften die Kinder auf einer Hüpfburg spielen, in einem kleinen Pool baden und mit Fahrrädern auf dem Basketballplatz fahren. Für uns war dann Zeit, mit den anderen Freiwilligen über das bisher erlebt zu reden. Es gab viel zu erzählen, denn jeder hatte zwar andere Projekte aber oft traten doch dieselben Probleme auf. Wie etwa zu wenig Geld für neue Bälle oder Schwimmprojekte.
Den Abend ließen wir dann gemütlich an einem Nil Resort ausklingen. Das Resort war wunderschön und ich sah das erste Mal Affen in freier Wildbahn. Auch der Sonnenuntergang über dem Nil war traumhaft schön.
Am nächsten Tag verabredeten wir uns alle in Jinja Town zum Frühstücken. Es war schließlich der 4. Advent. Da konnte man sich schon mal ein Frühstück in einem „weißen“ Restaurant leisten. „Weißen“, weil dort überwiegend nur weiße Menschen hingehen und es sich Einheimische nicht leisten können. Nach einem kurzen Bummel durch die Touri-Meile ging es zurück in die WG der anderen. Gegen Nachmittag fuhren wir gemeinsam zu einem anderen Nil Resort, wo wir mit Eva zu einer Bootsfahrt auf dem Nil verabredet waren. Am Anfang war das Wetter noch nicht auf unserer Seite und es regnete leicht, doch gegen Ende kam doch noch die Sonne raus und wir konnten vom Boot aus mit Sonnenuntergang im Hintergrund in den Nil springen. Den Abend beendeten wir mit einer kleinen WG Party, bevor sich wieder unsere Wege trennten.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Kampala, da wir dort am Tag darauf unsere Arbeitserlaubnis ins Visa bekamen.
Das Leben in Kampala ist so viel stressiger als das bei uns auf dem Land im Iganga. Die dortigen Freiwilligen leben ziemlich im Zentrum, haben nicht einmal einen Garten und ihr Haus wird von einem Sicherheitsmann bewacht. Auch haben sich noch nicht so ein guten Draht zur Community wie wir, da in Kampala eben nicht jeder jeden kennt. Oft müssen sie auch noch zu teure Preise fürs Boda fahren zahlen oder ähnliches. Zusätzlich wurden sie auch schon mal beim Boda fahren ausgeraubt.
Die Straßen in Kampala sind sehr überfüllt und wenn Stau ist, drücken sich überall die Bodafahrer durch. Dies war auch der Grund warum Antonia und Moritz einen kleinen Bodaunfall auf dem Weg zum Auswärtigen Amt hatten. Zum Glück sind sie mit leichten Schürfwunden davongekommen. Beim Auswärtigen Amt mussten wir dann 4 Stunden warten, bis wir den Stempel in unseren Reisepass bekamen. Danach gingen wir noch essen, da wir in Iganga nicht wirklich die Möglichkeit haben etwas anderes zu essen als „Local Food“. Bevor wir wieder zurück fuhren wollten wir noch einkaufen gehen, da es in Kampala bestimmt eine größere Auswahl als in unserem kleinen Laden in Iganga gibt.
Uns traf fast der Schlag als wir uns in einem riesigen Supermarkt wiederfanden. Wir waren überwältigt was man hier alles kaufen konnte. Vor allem als wir die Schokoladenregale sahen. (Wir hatten seit unserer Ankunft in Iganga keine Schokolade mehr gegessen, weil es das bei uns einfach nicht gib. Auch die Wurst-/ Käseregale raubten uns fast den Atem, da man dies ebenfalls bei uns nicht kaufen kann. Dort kauften wir aber übrigens auch nichts davon, weil alles einfach unbezahlbar teuer war.
Als wir wieder zurück in Iganga waren, bekamen wir die Nachricht, dass Kinder von der Weihnachtsfeier Corona Positiv getestet wurden. Also machten wir auch alle einen Test. Meiner war positiv die anderen negativ. Dies bedeutet ich durfte Weihnachten in Zimmerquarantäne verbringen. Die anderen begaben sich vorsorglich auch in Quarantäne für ein paar Tage. Die Menschen um uns herum so wie die Kinder und Jugendliche der Sports Academy verstanden das mit Corona nicht wirklich. Sie wollten uns besuchen kommen und meinten wir können den Ausflug ja mit Maske machen. (Wir hatten für den 24.12 ein Überraschungsausflug mit allen Spielern zu den Busowooko Falls incl. Essen geplant. Dafür hatten wir auch schon viel organisiert. Unter anderem einen Bus der uns alle zusammen dorthin bringt, den wir von unseren Spenden finanzieren wollten. Nun hoffen wir, dass wir den Ausflug im Januar nachholen können, bevor die Schulen wieder öffnen. Denn dann sind die meisten Spieler nicht mehr in der Gegend und gehen weit entfernt in die Schule.
Nach einigen Tagen sollte ich mit dem Taxi 45 min nach Jinja fahren um dort einen PCR Test zu machen. (Das war die nächste Stelle, wo man einen PCR Test machen konnte). Der Typ der bei mir den Abstrich gemacht hat, hatte nicht mal seine Maske richtig auf.
Bei den Preisen für einen einzelnen Schnelltest (ca. 7.50€) und PCR Test (ca. 50€) kann ich auch verstehen, dass es für die Menschen hier kein Corona gibt. Sie können es sich einfach nicht leisen sich testen zu lassen.
An Silvester war ich wieder negativ, feiern gehen konnte ich aber trotzdem nicht, weil es noch eine nächtliche Ausgangssperre gab sowie ein Feuerwerksverbot.
Am dritten Januar war dann wieder normal Training und am vierten konnten wir den Ausflug zu den Busowooko Falls (Nil) mit den Kids nachholen.
Es war unser Weihnachtsgeschenk an die Kids und auch ein Abschiedsgeschenk, da die Meisten nicht mehr in Iganga sein werden, wenn die Schulen am 10.1.22 endlich wieder nach 2 Jahren Lockdown öffnen.
Wir mieteten einen Bus kümmerten uns um den Eintritt und organisierten Mittagessen für alle.
Für viele war es der erste Ausflug in einem Bus und auch die Wasserfälle hatte die Mehrheit noch nicht gesehen. Es war für alle ein sehr schöner und gelungener Tag.
Finanziert haben wir den ganzen Spaß durch Spenden. Falls du unsere Arbeit auch unterstützen willst, findest du dazu genauere Infos unter dem Punkt „Spenden“.
In den letzten Trainingstagen kamen externe Coaches um die Spieler anzuschauen. Sport spielt hier in Uganda an den Schulen eine große Rolle. Wenn die Spieler ausgewählt werden, erhalten sie die Chance auf eine gute Schule zu gehen. Zusätzlich werden für sie dann auch die Schulgebühren bezahlt. Da die Nachfrage an Spielern gerade sehr hoch ist, konnten wir alle Kids der Sports Academy „vermitteln“. Der Abschied von allen war von gemischten Gefühlen geprägt. Zum einen waren wir natürlich total glücklich, dass sie die Chance haben in die Schule zu gehen. Andererseits waren wir auch traurig, weil wir alle sehr ins Herz geschlossen haben und die meisten für einige Monate nicht sehen werden.
Ich bin jetzt, seit die Schulen wieder offen sind, an zwei verschiedene Primary Schulen tätig. Dies ist auch für mich eine ganz neue Erfahrung und alles muss sich erst noch etwas einspielen. Bisher macht es aber viel Spaß. Alle sind sehr herzlich und freuen sich über unsere Anwesenheit.
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Update zu unserem Schwimmprojekt:
Wir haben uns an unserer Sport Academy für ein Schwimmprojekt eingesetzt. Nun konnten wir sogar eine Partnerschaft mit dem ugandischen DLRG (International Life Saving Federation) schließen. Diese würden uns als Rettungsschwimmer ausbilden und uns bei der Umsetzung des Projekts helfen. Wir müssten nur die Transportkosten von den Trainern zahlen. Ca. 1.50€ pro Person jeweils. Zusätzlich würden wir den Eintritt von den Kindern übernehmen 1.25€ pro Person pro Tag.
Finanzieren können wir das ganze natürlich nur mit euren Spenden.
An dieser Stelle will ich mich auch bei allen bisherigen Spendern bedanken. Ihr macht unsere Arbeit hier möglich. DANKE!
Ankunft
Am 16.10. 21 sind wir um 4:30 Uhr Ortszeit mit 1 Stunde Verspätung in Entebbe, Uganda gelandet. Kurz noch das Visum stempeln lassen und dann waren wir auch schon da. In Uganda. Erster Eindruck: schwül warm, es roch nach „Dschungelgewächshaus“ im Zoo und die Vögel zwitscherten sehr interessant, obwohl es noch mitten in der Nacht war. Wir wurden abgeholt und nach Kampala, der Hauptstadt von Uganda, gefahren.
Dort ging es dann nach 2 Stunden Schlaf mit einem fruchtigen Frühstück weiter. Danach kam uns Eva (eine ehemalige Freiwillige und jetzt Lehrerin in Uganda, sowie unsere ASC Beauftragte) abholen. Wir kauften Helme und fuhren dann mit Bodabodas Simkarten kaufen. Zum Boda fahren hält man einfach vorbeifahrende Motorräder an, sagt wo man hinmöchte, setzt sich hinten drauf und bezahlt dann, wenn man angekommen ist. Ich bin übrigens froh, dass wir hier nicht selber fahren dürfen. Neben riesigen Schlaglöchern und tiefen Gräben gibt es auch keine Straßenverkehrsregeln. Jeder fährt einfach wie, wann und wo er will. Auch Ampeln sind meistens nur zur Dekoration da.
Simkarten kaufen ist hier auch nicht so einfach wie in Deutschland. Man muss vieles angeben incl. Pass, Foto und Fingerabdruck. Bei einem anschließenden traditionellen Snack haben wir dann gemeinsam die Simkarten eingerichtet. Es gibt hier etwas das „Mobilemoney“ heißt, mit dem man überall und alles bezahlen kann. So ähnlich wie PayPal.
Nach dem Essen haben wir eine Challenge bekommen. Jede WG Gruppe hat einen Zettel mit Dingen bekommen, sowie 20.000 ugandische Schilling (ca. 5 €. Nun hatten wir 30 Minuten Zeit die Dinge auf dem Markt zu kaufen. Der Markt war nicht irgendein kleiner Markt sondern riesengroß. Ich habe bisher noch nichts Vergleichbares gesehen. Überall waren Decken auf dem Boden ausgebreitet und man konnte alles, wirklich alles, kaufen. Als einzige Weiße waren wir etwas „besonderes“ auf dem Markt und haben natürlich viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Sobald wir eine Straße betraten, haben viele „Basungo“ gerufen, was auf Uganda so viel heißt wie „Weiße“. Weiße Menschen, egal aus welchem Land, gelten hier tendenziell als reich. Obwohl wir an jedem Stand verhandelt haben, haben wir vermutlich trotzdem viel mehr bezahlt als die Einheimischen. Immer wenn wir uns auf einen Preis geeinigt haben, haben 5 Stände herum gelacht. Trotzdem haben wir die Challenge erfolgreich bestanden und sind anschließend gemeinsam wieder mit Bodas zu einem Restaurant, für ein gemeinsames Abendessen gefahren.
Am nächsten Tag hat Eva uns noch die wichtigsten Regeln gesagt und dann ging es auch schon los zu unseren Einsatzstellen. Die Autofahrt war sehr spannend. Wir wurden 2-mal von der Polizei angehalten, sind durch große Wasserlöcher gefahren, haben einen Unfall und ein Affen gesehen. Zuerst ging es zu Evas Projekt. Ein Waisenhaus für Kinder, wo auch 4 Freiwillige von uns sein werden. Dort wurden wir mit Trommeln und einem Tanz sowie einem guten Essen begrüßt. Dann ging es weiter Richtung Iganga, wo 3 andere und ich unsere Einsatzstelle haben. Angekommen an unserem Haus wurden wir von unseren Projektemanagern Ivan und Chris begrüßt. Kurze Beschreibung von unserem Haus: jeder (!) hat ein eigenes Zimmer (was für hier ein absoluter Luxus ist, darauf werde ich noch später genauer eingehen), wir haben ein „Wohnzimmer“ mit 2 Tischen und 4 Sitzbänken, eine „Küche“ mit einer Gasherdplatte und einem Kühlschrank, 2 kleine Badezimmer mit jeweils einer Dusche (aber nur kaltem Wasser) und ein kleiner Garten, der aber mehr einem Trümmerfeld gleicht, da überall Schrott und Müll liegt.
Mit unseren Projektmanagern sind wir dann zum „Office“ der Iganga Sports Academy gefahren. Da die Schulen in Uganda seit März 2020 durchgehend geschlossen sind, werden wir bis die Schule wieder öffnen, hier tätig sein.
Wir wurden den wichtigsten Personen der Sports Academy vorgestellt. Alle freuen sich sehr, dass wir da sind und helfen wollen denn Kindern u.a. Dinge beizubringen, die sie eigentlich in der Schule lernen würden.
Die Arbeit der Iganga Sports Academy hat vor allem durch Corona viel an Bedeutung gewonnen. Sie gibt den Kindern täglich eine sinnvolle Beschäftigung und holt sie dadurch weg von der Straße und der Kriminalität. Seitdem die Schulen geschlossen sind, wurde 40% der Teenagermädchen Schwanger und häusliche Gewalt ist sehr gestiegen.
Nach der Vorstellung sind wir zum „Wohnheim“ der Kinder gelaufen. Hier können diejenigen wohnen, die es sich finanziell nicht leisten können täglich zur Academy zu fahren. Das „Wohnheim“ besteht aus ein paar Mauerruinen und einem Wellblechdach. In einem dunklen, muffigen Raum schlafen ca. 15 Mädchen auf dem Boden. Manche teilen sich zu dritt eine kleine Matratze.
Anschließend gingen wir noch Lebensmittel einkaufen. Nach der ersten Nacht im Haus mussten wir leider feststellen, dass unser ganzes Toastbrot voll mit Ameisen war, obwohl wir die Tüte verschlossen hatten.
Nach dem Frühstück fuhren wir nach Igangatown, da wir doch ziemlich ländlich wohnen und Geld abheben mussten. Dort stellte Ivan uns auch seine Tante Agnes vor und sie zeigte uns wo sie wohnt. Wir waren etwas verwundert, als sie uns sagte, dass in den 2 spärlich ausgestatteten Zimmern 20 Menschen leben würde.
Am Mittag waren wir das erste Mal beim Training dabei und durften direkt mitmachen. Es war sehr anstrengend und herausfordernd bei der Hitze (29*C) und Sonne, 3 Stunden Sport zumachen. Zusätzlich ist der „Sportplatz“ auch eher ein Acker, als ein Spielfeld, mit vielen Hügeln und Löchern. Es kommt fast bei jedem Training vor, dass sich jemand den Fuß oder das Knie verdreht. Viele Spieler trainieren barfüßig, da sie sich keine Schuhe leisten können oder haben Flipflops an. Nur wenige tragen „richtige“ Sportschuhe, die aber oft auch schon fast auseinanderfallen. Die Fußbälle sind auch nicht mehr die neusten und müssen vor jedem Training wieder neu aufgepumpt werden. Auch die Leibchen sind mehr Stofffetzen als Leibchen.
Am nächsten Tag hatten wir ein bisschen Zeit unsere Zimmer einzurichten. Später hatten wir dann noch ein Meeting bei dem wir unseren Stundenplan bekamen. Danach aßen wir noch Rolex, das ist ein gerollter Pfannkuchen, der mit einem Omelett gefüllt ist (sehr lecker!).
Die ersten Wochen
Am ersten Trainingstag durfte ich morgens 3h beim Fußballtraining mitmachen und mittags 3h Netball mittrainieren. Am zweiten Tag haben wir uns vormittags etwas Zeit genommen, um uns über Netball zu informieren. Netball ist dem Basketball ähnlich. Es gibt allerdings einige Unterschiede bei den Regeln.
Am Nachmittag haben wir dann das erste Mal selbst das Netballtraining übernommen. Nach dem Training hatte es plötzlich angefangen sehr stark zu regnen, so dass es unseren Bodafahrern nicht möglich war uns abzuholen. Die Straßen zu unserem Haus sind nicht befestigt und wenn es regnet sind sie sehr matschig und rutschig. Also setzten wir uns in den Vorraum einer Kirche und unterhielt uns noch mit den Kindern und dem Trainer, bis der Regen vorbei war.
Am dritten Sporttag spielten wir als Aufwärmspiel „Wer hat Angst vorm Löwen“. Wenn man in Deutschland so ein Spiel mit einer Gruppe Teenagern im Alter von 7 – 18 Jahren spielt, sind die meisten eher weniger motiviert. Hier stürmen aber alle direkt los. Das hatte die Folge, dass ich mit jemandem frontal zusammenstieß und unglücklich auf mein Knie fiel. Der Coach bewegte mein Bein in alle Richtungen und machte die Diagnose, dass nichts schlimm „kaputt“ sei. Er gab mir Tipps wie ich mein Knie lagern und leicht bewegen soll. Schon nach einer Stunde konnte ich wieder stehen und laufen ist nun zum Glück auch kein Problem mehr. Nach dem Training zeigte der Coach uns noch ein Technisches Institut, was neben dem Sportfeld steht. Es ist eine Art Internat, was man nach der 2. Schule besuchen kann und wo man quasi einen Beruf erlernen kann. Es gibt eine Auto-/Motorrad-„Werkstatt“, eine Sanitär „Werkstatt“, eine „Schreinerei“ (alles in “ weil man es sich nicht wie derselben in Deutschland vorstellen darf. Alles ist nur minimal und mit dem Nötigsten ausgestattet.) einen IT Raum und einen Raum in dem man Mauern lernt.
Nachmittags fiel das Training wegen Regen aus, da der „Sportplatz“ dann überwiegend unter Wasser steht. So hatten wir Zeit unseren Garten zu entmüllen. Es ist wirklich traurig und teilweise verstörend, was hier alles einfach in die Natur geworfen wird. Wir haben alles von Plastikflaschen, über Zahnbürsten und alten Waschbecken bis hin zu alten Glühbirnen, im Garten gefunden.
Am nächsten Tag ging es meiner WG Mitbewohnerin nicht so gut. Also beschlossen wir nach dem Vormittagstraining zum nächsten Krankenhaus zu fahren. Das Krankenhaus war aber eher eine kleine Arztpraxis. Dort machte sie einen Corona-, Malaria-, und Typhustest. Der Typhustest war positiv. Typhus ist eine Magen-Darmkrankheit die unbehandelt zum Tod führen kann und durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel ausgelöst werden kann.
Da wir alle das gleiche essen und trinken, machte jeder von uns auch noch einen Typhustest. Bei mir war er negativ bei einem weiteren positiv. Da wir aber alle gegen Typhus geimpft waren und keine typischen Symptome hatten, fragten wir Eva nach Rat. Sie meinten, dass die Tests in so kleineren „Krankenhäusern“ oft ungenau oder falsch sind und damit bzw. mit den Medikamenten nur Geld gemacht werden will. Sie sagte, dass wir in die nächst größere Stadt nach Jinja fahren sollen und uns dort im internationalen Krankenhaus noch mal testen lassen sollen. Also setzten wir uns ins Matatu (eine Art Taxibus) und fuhren nach Jinja. Die Fahrt an sich war schon ein Abendteuer. Dort angekommen haben wir etwas vorgefunden, was mehr unserer Vorstellung eines Krankenhauses entspricht. Die zweiten Typhustests waren wie erwartet negativ. Und uns wurde erklärt, dass die ersten Tests eventuell auch wegen den Antikörpern von der Impfung positiv waren. Bei meiner Mitbewohnerin wurde eine Allergie festgestellt, sie bekam Medikamente und es geht ihr jetzt wieder gut.
Die nächsten Tage verliefen ohne größere Besonderheiten. An unserem freien Tag gingen wir zu einem großen Pool von einem Hotel zum Schwimmen. Der Pool ist auch gut geeignet um Schwimmunterricht zu machen. Was wir gerne anbieten möchten, da viele Kinder und Jugendliche hier nicht schwimmen können und damit sie nicht 5 Tage die Woche 2 mal täglich nur Fußball/ Netballtraining haben.
Unser Projektmanager findet die Idee auch sehr gut, hat aber bedenken, da sich die Kinder den Eintritt (10.000 ugandische Schilling ~ ca. 2,50€) nicht leisten können. Gerne dürfen Sie/Ihr auch noch weiter auf mein Spendenkonto spenden, damit wir die Sportsacademy bei der Umsetzung dieses Projekts unterstützen können.
Während den nächsten Trainingstagen fanden wir immer besser in unsere Aufgabe und die anfängliche leichte Überforderung legte sich schnell.
Ich finde es interessant, dass es abends immer pünktlich zu unserem Trainingsende anfängt zu regnen. Und zwar nicht nur ein bisschen sondern immer starker Platzregen. Aktuell ist in Uganda auch Regenzeit, aber irgendwie dachte ich, dass es dann denn ganzen Tag regnet und nicht nur einmal stark. In Uganda gibt es nur 2 Jahreszeiten, die jeweils zweimal im Jahr vorkommen. Die Regenzeit und die Trockenzeit. Die Kinder haben es uns fast nicht geglaubt, als wir ihnen erzählt haben, dass es bei uns 4 Jahreszeiten gibt und manchmal sogar schneit.
Da wir mit dem lokalen Essen noch nicht so vertraut sind, wurden wir nach einem Training zum Mittagessen ins „Wohnheim“ eingeladen. Es gab Matoke (Kochbanane) mit Poscho (Maisbrei), Bohnen und einer Art von Sauerkraut, was sehr lecker war. Die Pause verbrachten wir mit den Kindern. Wir spielten zusammen, lernten etwas Lusoga, was hier in der Region gesprochen wird und brachten den Kindern etwas Deutsch bei.
Am Wochenende fand ein Freundschaftsfußballspiel mit einem anderen Team statt. Beide Mannschaften (u14 und ü14) der Iganga Sports Academy gewannen jeweils die Spiele.
4 Comments
Martin Brusius
Danke Hanna für die vielen interessanten Details. Besonders gut finde ich dass Du auch oft dazu schreibst, wie das auf Dich wirkt und wie Du Dich fühlst ohne dabei die Dinge oder Menschen zu beurteilen.
Man lernt Uganda dabei nicht „von oben“ (also aus einer Perspektive, die über den Dingen steht) kennen, sondern mehr „von unten“. Das ist Klasse!
Roswitha Speh
Hallo Hanna,vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht, ist wie immer sehr interessant.
Sven Adam
Vielen Dank für den umfangreichen Bericht. Er wirft einige Fragen auf:
1.) Würde es Afrika mit kompetenz- statt machtgetragenen Hierarchien besser gehen? Macht im Sinn von Zwang und jedweder Gewalt. Und wie kann das erreicht werden?
2.) Warum ist ein Leben in Uganda so wenig wert? Welchen Benefit hat ein Lehrer durch den Imagegewinn der Schule durch national erfolgreiche Athleten, daß es sich dafür lohnt im worst case über Kinderleichen zu gehen? Mit welchen anderen Anreizen wären Lehrer zu motivieren, sich besser um das Wohlergehen der Kinder zu kümmern? Welcher Druck kommt dahingehend von den Gebühren zahlenden Eltern? Sind denen die Kinder auch egal?
3.) Warum ist Sport so bedeutsam? Wo bleiben die MINT-Fächer, die als Basis für eine funktionierende Wirtschaft viel wichtiger sind?
Gab es dahingehend Erkenntnisse oder besteht eine Perspektive, solche Erkenntnisse bei einem etwaigen weiteren Aufenthalt zu gewinnen?
Hohenloherin01
Hallo Herr Adam,
vielen Dank für Ihr Kommentar. Ich werde es per E-Mail beantworten.