In meiner letzten Schulwoche hatte ich noch ein Gespräch mit der Direktorin meiner Schule,
wie man in Zukunft die Schule, die Schüler*innen und deren Familie unterstützen kann.
Wir haben dazu eine tolle Idee. Dazu in einem anderen Beitrag mehr. Auch habe ich mit ihr über gewaltvolle Bestrafungen (vor allem Stockschläge) an Schulen geredet. Dies war ein Thema, das ich schon
länger mit ihr bereden wollte, aber nicht richtig wusste wie ich es ausführen sollte und was für Konsequenzen es haben wird. Es fällt mir schwer bzw. ich möchte nicht, als kaum qualifiziert Freiwillige, die Lehrkräfte dort kritisieren und ihnen vorschreiben was richtig und was falsch ist. Trotzdem konnte ich den extremen Anstieg an gewaltvollen Bestrafungen an meiner Schule nicht unkommentiert lassen. Es hat mich sehr beschäftigt, wie ich mich in dieser Situation verhalten soll und wie ich das Thema ansprechen kann, ohne jemanden als schlecht darzustellen.
Aber es war am Ende einfach zu viel Gewalt um wegzuschauen. Es verging keine Stunde in der ich nicht jemanden schlagen (mit Stock) gesehen oder gehört habe. Die Lehrkräfte haben sich teilweise im Lehrerzimmer darüber ausgetauscht / sich dafür gefeiert, wenn sie jemanden geschlagen haben. Es war wirklich schlimm und ich war teilweise auch kurz davor die Schule zu verlassen.
Das Erschreckende war, dass ich eine Verhaltensänderung bei den Kindern festgestellt habe.
Die Kinder sind, je mehr Gewalt sie erfahren haben, selbst untereinander viel gewaltsamer geworden.
In den Pausen haben sich immer öfter Schüler*innen geprügelt und auch in meinem Unterricht, wo sie eigentlich keine Gewalt fürchten müssen, kam es immer wieder zu aggressiven Streitigkeiten. Zum Beispiel im Kunstunterricht, endete ein kleines Problem in einer gewaltvollen Auseinandersetzung, bei der mein Rucksack zerrissen wurde. Weder ich noch mein Rucksack hatten den Kindern irgendwas getan.

Aber das ist genau das, was die Lehrkräfte den Kindern durch ihr Verhalten beibringen. Wenn es ein Problem gibt z.B. Kind ist zu laut, macht nicht was ich sage, nervt mich,… wird direkt mit Gewalt (Stockhieben) darauf reagiert. Wie sollen da die Kinder lernen wie man einen Konflikt, zum Beispiel das jemand anderes die Farbe gerade benutzt, die man selbst möchte, ohne Gewalt löst, wenn die
Lehrkräfte auch alles immer nur durch Gewalt erreichen wollen.

Nach dem Vorfall mit meinem Rucksack (ich konnte ihnen nicht böse sein, da ich wusste, dass
sie niemals aus freien Stücken mein Rucksack kaputt gemacht hätten) gab es eine klare Ansage
an die Klasse, dass ich zwar nicht schlage und jegliche Gewalt ablehnen, aber trotzdem auch Strafen habe. Mir ist es wichtig, dass die Kinder den Unterschied zwischen einer Strafe und Gewalt verstehen. Wenn sie irgendwann mal an meinen Unterricht denken, hoffe ich, dass sie sehen, dass auch ohne Gewalt ein geordneter und guter Unterricht stattfinden kann und setzen dies vielleicht auch mal selbst um.

Beim Gespräch dann reagiert die Direktorin erschrocken und besorgt auf alles, was ich ihr erzählte. Sie ist eine sehr verständnisvolle und einfühlsame Frau. Tendenziell lehnt sie auch gewaltvolle Bestrafungen ab. Sie meinte sogar, dass das in frühere Generationen gehört, sich aber heute die Zeiten geändert haben. Allein diese Einstellung ist schon mal Gold wert. In ihrer Position als Direktorin kann sie bestimmt auch etwas an der Schule bewegen. Wobei sie doch sehr wenig aktiv an der Schule macht und eher repräsentativ ist. Der Schulleiter ist ihr zwar unterstellt, in der Praxis leitete aber er die Schule zum größten Teil.

Auf jeden Fall hat sie mir versprochen, dass sich etwas ändern wird und sie das Gespräch mit
den Lehrkräften sucht. Sie erzählte mir auch, dass in der Vergangenheit ein Lehrer sogar eine
schriftliche Verwarnung von ihr bekam, da eine Mutter mit ihrem Sohn zur Direktorin kam und
ihr die Wunden an den Händen von den Stockhieben zeigte. Das ist schon ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber es wird noch lange dauern, bis Ugandas Schulen gewaltfrei sind. Ich für meinen Teil habe getan was ich konnte und bin stolz, dass ich mich zu diesem Gespräch mit der Direktorin gezwungen habe.