Die Ferien verbrachte ich wieder in und mit der Iganga Sportsacademy. Ich half beim Fußballtraining der Mädels mit und trainierte auch selber mit. Im „Camp“ der Academy wo einige der Spieler*innen in den Ferien wohnen, weil sie sich den täglichen Transport zum Training nicht leisten können, gab es Probleme mit dem Essen. Eigentlich sollte jeder, der in den Ferien im Camp wohnt, am Anfang Geld oder Lebensmittel für die Verpflegung mitbringen. Leider nehme das viele Eltern aber nicht ernst oder können dies sich nicht leisten. Viele Jugendliche kamen mit nichts oder mit zu wenig. Was die Folge hatte, dass nach paar Wochen alle Vorräte aufgebraucht waren und die Jugendlichen nicht mal eine Mahlzeit am Tag hatten. Nach längerem Nachdenken (weil es nicht nachhaltig ist), habe ich mich dazu entschlossen, 100 kg Posho und 100 kg Bohnen für das Camp zu kaufen. Damit mindestens eine Mahlzeit für die Sportler, für den Rest der Ferien, gesichert ist. Das Essen wurde natürlich dankend angenommen, obwohl es ja leider nicht so vielfältig ist.
Natürlich gab es auch in diesen Ferien ein Problem mit Fußbällen. Es waren zu wenige Bälle vorhanden, da in den Ferien doppelt so viele Spieler*innen wie in der Schulzeit kommen.
Damit wir zumindest 10 Bälle zum Trainieren haben, habe ich zwei original „select“ Bälle für insgesamt 170.000 UGX ca. 42€ von meinen Spenden gekauft. Ich hoffe, dass die Qualitätsbälle länger halten als die billigen Bälle.
An einem Nachmittag veranstaltet unser Coach, statt dem üblichen Training, ein großes Iganga Sportsacademy Turnier. Insgesamt traten 6 Teams der Academy mit jeweils 5 Spielern gegeneinander an. Die Teams waren gut durchmischt. Es spielten Mädels und Jungs verschiedenen Alters so wie Coaches in einem Team. Der Preis für den Gewinner des Turniers war eine Tüte voll mit Bananen. Alle waren eifrig dabei und hatten viel Spaß. Das Event war sehr gelungen. Gespielt wurde auf einem kleinen Feld auf kleine Tore, die ein Freiwilliger aus dem letzten Jahr gesponsert hatte.
In diesen Ferien ist unsere Mädelsfußballmannschaft mehr als vollständig. Die Mädels kommen überwiegend immer zum Training, werden immer besser und hatten nun auch schon einige Freundschaftsspiel gegen andere Teams gewonnen. Auch ich hatte mittlerweile mein erstes Freundschaftsspiel mit dem Team und wir haben sogar auch gewonnen.
Viele von ihnen würden, nach den Ferien, in die Secondary School (weiterführende Schule) kommen. Von einigen weiß ich aber, dass sich die Eltern nicht die Schulgebühren für eine weiterführende Schule leisten können. Deshalb versuchen wir Schulen zu finden, die den Fußballerinnen Stipendien geben. Die Schule profitiert davon, dass sie gute Spielerinnen in ihrer Schulmannschaft haben und bei Turnier gute Ergebnisse erzielen (damit zeichnen sich die Schulen aus). Die Spielerinnen bekommen im Gegenzug kostenlos Bildung ermöglicht.
Aktuelle sind wir mit zwei Schulen im Gespräch. Am Ende der Ferien wird es Auswahlspiele geben, bei denen die Besten dann hoffentlich einen Schulplatz bekommen.
Im Moment ist es vor allem wichtig mit den Mädels Präsenz zu zeigen. Damit weiter Scouts und Schulen aufmerksam auf unser Team werden. So haben wir zum Beispiel eine Woche lang auf dem Sportplatz einer weiterführenden Schule in Iganga Town trainiert. Auf dem Weg dort hin, den die Mädels natürlich liefen, hatten sie immer auch Leibchen an, auf denen stand, dass sie ein Team sind.
Durch Spenden konnten wir ihnen auch ein Auswärtsspiel ermöglichen. Selbst konnten sie die Transportkosten nicht aufbringen. Das Spiel gewannen sie.
Doch leider wurde der Sieg von einem schlimmen Unfall überschattet.
Hierbei mussten wir leider wieder Mobjustice erfahren. Statt dem schwerverletzten Menschen zu helfen und ihn ins Krankenhaus zu bringen sind alle Personen, die den Unfall gesehen haben, auf den Unfallverursacher losgegangen. Für uns war das komplett unverständlich und verstörend. Erst später wurde die verletzte Person ins Krankenhaus gebracht. Ob sie es überlebt hat, wissen wir nicht.
Gründe die ich mir als Auslöser für Mobjustice denken kann:
Zum einen vermute ich, dass die Menschen schlecht Erfahrungen mit der Polizei und gerechten Strafen gemacht haben. Wenn eine Person verhaftet wird, wird sie vielleicht 1 – 2 Wochen durchgeprügelt und danach sieht man sie wieder auf freier Straße. Da wollen die Menschen, dann vielleicht doch lieber selber für Gerechtigkeit sorgen. Es reicht schon ein kleiner Diebstahl und der Dieb kann durch Mobjustice umgebracht werden. Die Geschädigten bekommen meistens das Diebesgut nicht mehr zurück.
Zum anderen kann ich mir vorstellen, dass sich niemand um das Opfer kümmert, weil niemand auf den, oft doch sehr hohen Krankenhauskosten sitzen bleiben will. Wer einen Patienten ins Krankenhaus bringt, muss dafür zahlen, egal warum.
Trotz diesen Gründen finde ich es unverständlich, wie man einer verletzten Person nicht helfen kann.
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Mit den Mädels gehen wir in diesen Ferien zusätzlich zum Fußballtraining einmal wöchentlich schwimmen. Obwohl sie alle zwischen 14 und 19 Jahre alt sind, freuen sie sich immer wie Kindergartenkinder, wenn es in den Pool geht. In den ersten Stunden war erst einmal Wassergewöhnung und Planschen angesagt. Schließlich war es für manche das erste Mal in einem Pool. Hoffentlich können wir bald weitere Erfolge erzielen.
Um weiterhin den Schimmunterricht sicherzustellen, sind wir auf Spenden angewiesen. Unseren Eintritt zahlen wir natürlich von unserem privaten Geld.
One Comment
Martin Brusius
„Mobjustice“ war mir nicht wirklich ein Begriff gewesen. Und ich hätte nie gedacht, dass das so ein Problem dort ist.
Danke auch für diesen (wenn auch bedrückenden) Live-Eindruck!
Go Hanna 👍