Weihnachtszeit, Corona und Ende des 2 jährigen Lockdowns

Dezember 2021 + Januar 2022

Am Wochenende vom 18.12 waren wir und alle anderen Freiwillige zu der Weihnachtsfeier der EWAKA Foundation in Jinja eingeladen. Die EWAKA Foundation wurde von Eva (der jetzigen ASC Koordinatorin in Uganda) gegründet und ist eine Art Kinderheim. Dort leben ca. 20 Kinder und Jugendliche. Deren Eltern meist kein Geld haben, um die Kinder zu versorgen. Die Weihnachtsfeier startete mit einem Festakt, der geprägt von Reden und vielen Tänzen war. Anschließend gab es ein großes Festessen von einem Cateringservice, was eine echte Besonderheit für alle war. Danach durften die Kinder auf einer Hüpfburg spielen, in einem kleinen Pool baden und mit Fahrrädern auf dem Basketballplatz fahren. Für uns war dann Zeit, mit den anderen Freiwilligen über das bisher erlebt zu reden. Es gab viel zu erzählen, denn jeder hatte zwar andere Projekte aber oft traten doch dieselben Probleme auf. Wie etwa zu wenig Geld für neue Bälle oder Schwimmprojekte.

Den Abend ließen wir dann gemütlich an einem Nil Resort ausklingen. Das Resort war wunderschön und ich sah das erste Mal Affen in freier Wildbahn. Auch der Sonnenuntergang über dem Nil war traumhaft schön. Am nächsten Tag verabredeten wir uns alle in Jinja Town zum Frühstücken. Es war schließlich der 4. Advent. Da konnte man sich schon mal ein Frühstück in einem „weißen“ Restaurant leisten. „Weißen“, weil dort überwiegend nur weiße Menschen hingehen und es sich Einheimische nicht leisten können. Nach einem kurzen Bummel durch die Touri-Meile ging es zurück in die WG der anderen. Gegen Nachmittag fuhren wir gemeinsam zu einem anderen Nil Resort, wo wir mit Eva zu einer Bootsfahrt auf dem Nil verabredet waren. Am Anfang war das Wetter noch nicht auf unserer Seite und es regnete leicht, doch gegen Ende kam doch noch die Sonne raus und wir konnten vom Boot aus mit Sonnenuntergang im Hintergrund in den Nil springen. Den Abend beendeten wir mit einer kleinen WG Party, bevor sich wieder unsere Wege trennten.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Kampala, da wir dort am Tag darauf unsere Arbeitserlaubnis ins Visa bekamen. Das Leben in Kampala ist so viel stressiger als das bei uns auf dem Land im Iganga. Die dortigen Freiwilligen leben ziemlich im Zentrum, haben nicht einmal einen Garten und ihr Haus wird von einem Sicherheitsmann bewacht. Auch haben sich noch nicht so ein guten Draht zur Community wie wir, da in Kampala eben nicht jeder jeden kennt. Oft müssen sie auch noch zu teure Preise fürs Boda fahren zahlen oder ähnliches. Zusätzlich wurden sie auch schon mal beim Boda fahren ausgeraubt.

Die Straßen in Kampala sind sehr überfüllt und wenn Stau ist, drücken sich überall die Bodafahrer durch. Dies war auch der Grund warum Antonia und Moritz einen kleinen Bodaunfall auf dem Weg zum Auswärtigen Amt hatten. Zum Glück sind sie mit leichten Schürfwunden davongekommen. Beim Auswärtigen Amt mussten wir dann 4 Stunden warten, bis wir den Stempel in unseren Reisepass bekamen. Danach gingen wir noch essen, da wir in Iganga nicht wirklich die Möglichkeit haben etwas anderes zu essen als „Local Food“. Bevor wir wieder zurück fuhren wollten wir noch einkaufen gehen, da es in Kampala bestimmt eine größere Auswahl als in unserem kleinen Laden in Iganga gibt. Uns traf fast der Schlag als wir uns in einem riesigen Supermarkt wiederfanden. Wir waren überwältigt was man hier alles kaufen konnte. Vor allem als wir die Schokoladenregale sahen. (Wir hatten seit unserer Ankunft in Iganga keine Schokolade mehr gegessen, weil es das bei uns einfach nicht gib. Auch die Wurst-/ Käseregale raubten uns fast den Atem, da man dies ebenfalls bei uns nicht kaufen kann. Dort kauften wir aber übrigens auch nichts davon, weil alles einfach unbezahlbar teuer war.

Als wir wieder zurück in Iganga waren, bekamen wir die Nachricht, dass Kinder von der Weihnachtsfeier auf Corona positiv getestet wurden. Also machten wir auch alle einen Test. Meiner war positiv die anderen negativ. Dies bedeutet ich durfte Weihnachten in Zimmerquarantäne verbringen. Die anderen begaben sich vorsorglich auch in Quarantäne für ein paar Tage. Die Menschen um uns herum so wie die Kinder und Jugendliche der Sports Academy verstanden das mit Corona nicht wirklich. Sie wollten uns besuchen kommen und meinten wir können den Ausflug ja mit Maske machen. (Wir hatten für den 24.12 ein Überraschungsausflug mit allen Spielern zu den Busowooko Falls incl. Essen geplant. Dafür hatten wir auch schon viel organisiert. Unter anderem einen Bus der uns alle zusammen dorthin bringt, den wir von unseren Spenden finanzieren wollten. Nun hoffen wir, dass wir den Ausflug im Januar nachholen können, bevor die Schulen wieder öffnen. Denn dann sind die meisten Spieler nicht mehr in der Gegend und gehen weit entfernt in die Schule. Nach einigen Tagen sollte ich mit dem Taxi 45 min nach Jinja fahren um dort einen PCR Test zu machen. (Das war die nächste Stelle, wo man einen PCR Test machen konnte). Der Typ der bei mir den Abstrich gemacht hat, hatte nicht mal seine Maske richtig auf. Bei den Preisen für einen einzelnen Schnelltest (ca. 7.50€) und PCR Test (ca. 50€) kann ich auch verstehen, dass es für die Menschen hier kein Corona gibt. (Natürlich gibt es hier auch Corona. Aber die Menschen können es sich einfach nicht leisen sich testen zu lassen.) An Silvester war ich wieder negativ, feiern gehen konnte ich aber trotzdem nicht, weil es noch eine nächtliche Ausgangssperre gab, sowie ein Feuerwerksverbot.

Am dritten Januar war dann wieder normal Training und am vierten konnten wir den Ausflug zu den Busowooko Falls (Nil) mit den Kids nachholen. Es war unser Weihnachtsgeschenk an die Kids und auch ein Abschiedsgeschenk, da die Meisten nicht mehr in Iganga sein werden, wenn die Schulen am 10.1.22 endlich wieder nach 2 Jahren Lockdown öffnen. Wir mieteten einen Bus kümmerten uns um den Eintritt und organisierten Mittagessen für alle. Für viele war es der erste Ausflug in einem Bus und auch die Wasserfälle hatte die Mehrheit noch nicht gesehen. Es war für alle ein sehr schöner und gelungener Tag.

Finanziert haben wir den ganzen Spaß durch Spenden. Falls du unsere Arbeit auch unterstützen willst, findest du dazu genauere Infos unter dem Punkt „Spenden“.

In den letzten Trainingstagen kamen externe Coaches, um die Spieler anzuschauen. Sport spielt hier in Uganda an den Schulen eine große Rolle. Wenn die Spieler ausgewählt werden, erhalten sie die Chance auf eine gute Schule zu gehen. Zusätzlich werden für sie dann auch die Schulgebühren bezahlt. Da die Nachfrage an Spielern gerade sehr hoch ist, konnten wir alle Kids der Sports Academy „vermitteln“. Der Abschied von allen war von gemischten Gefühlen geprägt. Zum einen waren wir natürlich total glücklich, dass sie die Chance haben, in die Schule zu gehen. Andererseits waren wir auch traurig, weil wir alle sehr ins Herz geschlossen haben und die meisten für einige Monate nicht sehen werden.


Ich bin jetzt, seit die Schulen wieder offen sind, an zwei verschiedene Primary Schulen tätig. Dies ist auch für mich eine ganz neue Erfahrung und alles muss sich erst noch etwas einspielen. Bisher macht es aber viel Spaß. Alle sind sehr herzlich und freuen sich über unsere Anwesenheit.

Update zu unserem Schwimmprojekt: Wir haben uns an unserer Sport Academy für ein Schwimmprojekt eingesetzt. Nun konnten wir sogar eine Partnerschaft mit dem ugandischen DLRG (International Life Saving Federation) schließen. Diese würden uns als Rettungsschwimmer ausbilden und uns bei der Umsetzung des Projekts helfen. Wir müssten nur die Transportkosten von den Trainern zahlen. Ca. 1.50€ pro Person jeweils. Zusätzlich würden wir den Eintritt von den Kindern übernehmen 1.25€ pro Person pro Tag. Finanzieren können wir das ganze natürlich nur mit euren Spenden. An dieser Stelle will ich mich auch bei allen bisherigen Spendern bedanken. Ihr macht unsere Arbeit hier möglich. DANKE!


 


Lockdownprogramm: Iganga Sports Academy

Unser Leben hier besteht natürlich nicht nur aus Events, Ausflügen und gutem Essen. Unter der Woche haben wir immer 2-mal täglich Fußball-/ und Netballtraining gemacht. Außerdem haben wir an den Wochenenden viele Fußballspiele von unseren Spielern angeschaut. Auch die Netballer hatten in der Weihnachtszeit ein großes Turnier, das über mehrere Wochen ging. Sie waren sehr erfolgreich, erreichten den dritten Platz und bekamen sogar etwas Preisgeld. Als wir das erste Mal mit ein paar Spielern Volleyball spielten, flog der einzige Volleyball den wir hatten, leider in einen vorbeifahrenden LKW (direkt neben dem Spielfeld ist eine stark befahrene Schnellstraße) und so war unser Volleyballtraining wieder schneller beendet als gedacht. Ähnliches passierte bei einem Fußballspiel mit einem anderen Team. Ein Spieler schoss den Fußball aus Versehen auf die Straße. Ein Taxibus fuhr über den Ball und zerstörte diesen mit einem lauten Knall. Bälle sind in unserer Sports Academy echte Mangelware. Die ganze Academy besitzt nur 10 Bälle insgesamt. Und nach jedem Training muss meistens wieder ein Ball geflickt werden. Dies war auch der Grund dafür, dass bei der Situation oben, direkt eine Schlägerei zwischen den beiden Teams entstand, wer denn nun den Ball auf die Straße geschossen hätte. Zum Glück haben die Trainer schnell eingegriffen und die beiden Mannschaften auseinandergebracht, bevor Schlimmeres passieren konnte.



Meine Erfahrungen mit der Armut hier

In der Stadt in den Nebenstraßen sieht man viel Kinder mit zerrissenen Kleidern, die im Müll nach Essensresten suchen. Teilweise kauen sie auch einfach auf Plastikmüll herum. Wenn sie uns sehen kommen sie angerannt und wollen Geld oder Essen. Der Anblick tut mir im Herzen weh und ich fühle mich machtlos, da ich an ihrer Situation nichts ändern kann. Selbst wenn ich ihnen etwas geben würde, wäre es niemals genug für alle. Uns wurde auch einmal gesagt, dass manche Familien nur 5.000 UGX (ca. 1.25€) für eine Woche haben. Ich bin so glücklich darüber, wie ich aufgewachsen bin. Ich hatte immer ein Dach über dem Kopf, mehr als genug zu essen, konnte meine Kindheit/ Jugend in einer heilen Familie genießen, hatte Zugang zu sehr guter medizinischer Versorgung und es wurde mir sogar Bildung bis zum Abitur ermöglicht. Mir war in Deutschland schon bewusst, dass es mir mit meinem Leben wirklich gut geht. Aber die Dinge die ich hier sehe und erlebe, verstärken diesen Bewusstsein noch einmal um einiges. Viele Eltern können sich hier die Schulgebühren nicht leisen, wodurch die Kinder kaum/ keine höhere Bildung erlangen, Gewalt ist oft leider Alltag der Kinder, viele Mädchen werden früh schwanger und verheiratet, eine Behandlung von Verletzungen/ bei Krankheiten oder Schmerzen können sich viele auch nicht leisten.

Und in Deutschland werde riesige Mengen an Essen weggeschmissen, Kinder beschweren sich, dass sie nicht das neuste iPhone bekommen und Menschen die das Privileg haben, in ein Krankenhaus zu gehen und dort behandelt zu werden, wenn sie krank sind, bedrohen Ärzte, die durch Impfungen Leben retten. Das macht mich einfach nur traurig und wütend. Natürlich handeln nicht alle Menschen in Deutschland so und man darf nicht vergessen, dass es auch in Deutschland hungernde Menschen gibt.



Kultureller Austausch und andere Erlebnisse

(November-Januar 2021/22)

Mehr als 3 Monate ist nun der letzte Blog schon her. In dieser Zeit habe ich wieder viel erlebt. Zum Beispiel wurde bei mir im Krankenhaus fälschlicherweise Malaria „festgestellt“, obwohl ich eigentlich nur Grippe hatte. Sie wollten mir schon Infusionen legen und mich über Nacht da behalten, also haben wir Eva angerufen und um Rat gefragt. Es folgte das gleiche Spiel wie beim Typhustest. Ins Matatu steigen eine Stunde nach Jinja fahren, noch mal einen Test im internationalen Krankenhaus machen, der dann negativ war und dann wieder eine Stunde zurück fahren.

An einem anderen Tag wurden wir von unserer Nachbarin zum Essen eingeladen. Das Essen war sehr lecker und wir konnten uns gut unterhalten. Sie wollte u.a. wissen warum wir denn verschiedene Haarfarben haben und wie viele Familienmitglieder/Geschwister wir haben. Wir stellten fest, dass wir Deutsche im Durchschnitt viel weniger Geschwister, dafür aber viel ältere Großeltern haben. Mit 53 Jahren ist man hier schon alt und im Ruhestand. Außerdem haben hier Eltern Minimum 4 Kinder, oft auch bis zu 10+ Kinder.

Für wie „besonders/außergewöhnlich“ uns die Kinder hier halten hat mir folgendes Gespräch gezeigt, das ich mit ein paar Netballspielerinnen in einer Trainingspause geführt habe. Sie betrachteten ganz neugierig meine Haut und waren dann sehr überrascht, dass ich auch, wie sie, Haare an meinen Armen und Beinen habe. Total verwundert waren sie schließlich als sie gesehen haben, dass ich die gleichen Linien in meiner Hand habe, wie sie und als sie feststellten, dass meine Waden unangespannt auch „wackelig“ sind. Ich habe ihnen dann erklärt, dass wir alle die gleichen Menschen sind und es deshalb nicht gut ist nach der Hautfarbe oder dem Aussehen zu urteilen.

Folgendes Beispiel zeigt, dass die Kommunikation mit den Spielern auf Englisch am Anfang sehr schwer war. An einem Tag war ein neuer Coach im Training und wir wollten von den Spielern wissen wie oft denn dieser Trainer kommt. Die Antworten waren:

Spieler A: „Ja“

Spieler B: „Heute“

Spieler C: „Nein“

Spieler D: „einmal im Jahr“

Keine der Antworten war übrigens richtig. Am Ende eines Trainings hielt der Coach ein Vortrag über Disziplin, weil einige Spieler nicht regelmäßig kommen/ zu spät kommen/ nicht auf die Trainer hören und dies, uns gegenüber, sehr unhöflich sei. Am Ende des Vortrags mussten sich alle vor uns hinknien und sagen, dass es ihnen Leid tue und es nicht mehr vorkommen wird. Diese Situation war sehr befremdlich für uns. In Europa ist es ein Zeichen der Unterwerfung, wenn man vor jemanden kniet. Hier wurde uns aber erklärt, dass es ein Zeichen für Dankbarkeit ist und wir es nicht ablehnen dürfen. Ich weiß nicht, ob ich mich damit anfreunden kann, da ich mich absolut nicht als etwas „besseres“ fühle bzw. dass mir so ein „Dank“ zusteht.

Am folgenden Wochenende wollten wir zum Geburtstag eines Freundes und Mitfreiwilligen nach Kampala (Hauptstadt von Uganda) fahren. Leider waren dann aber 2 Bombenanschläge mit Toten in Kampala und uns wurde, sinnvollerweise, das Reisen verboten. Den Mitfreiwilligen in Kampala geht es gut. Zum Glück waren sie an dem Tag zu spät dran, sonst wären sie in der Nähe des Anschlags gewesen. Nach dem Anschlag durften sie, zur Sicherheit, 2 Tage nicht arbeiten. Generell wurde uns gesagt, dass wir Menschenmengen/ größere öffentliche Plätze meiden sollen. Ich fühle mich an sich hier sicher. Wir leben mehr ländlich und es gibt keine wichtigen Plätze o.ä. in unserer Nähe. Wenn man sich zusätzlich an die Regeln vom ASC hält, ist die Chance, dass etwas passiert auch sehr gering. Natürlich können Anschläge immer und überall passieren, hier genauso wie in Deutschland.

Einmal trafen wir auf unserem Heimweg eine Familie aus England. Sie haben ugandische Eltern und sind in Uganda aufgewachsen. Sie luden uns für ein Thanksgivingessen ein. Wir konnten uns nicht wirklich was darunter vorstellen und gingen davon aus, dass es vermutlich so wie bei Thanksgiving in den USA sei. Als wir aber dort ankamen, fanden wir eine Beerdigung vor. Allerdings war es mehr eine feierliche Zeremonie als ein Trauergottesdienst. Die Frauen hatten ihre farbenfrohen Festkleider an, es wurde getrommelt und gesungen. Es wurde weniger getrauert und mehr das gelungen Leben der verstorbenen Person gefeiert. Der Dorfgemeinschaft wurde währenddessen gedankt, dass sie immer für die Person da waren und ihr bei Bedarf geholfen haben. Nach der Zeremonie gab es dann für alle Gäste ein Festgericht, das wir zum ersten Mal nur mit unseren Händen gegessen haben. (Es ist hier üblich alles nur mit der rechten Hand und ohne Besteck zu essen.

Bei einem Meeting mit unseren beiden Projektmanagern zu den Themen: Schwimmprogramm und Unterrichtsstunden haben wir auch über ein neues Projekt gesprochen. Wir wurden gefragt, ob wir an einem anderen Standort etwas sexuelle Aufklärung unterrichten könnten. An sich finden wir diese Idee sehr gut, müssen uns aber noch überlegen zu welchen Themen wir was machen wollen und dies auch können. Sexuelle Aufklärung ist ein sehr wichtiges und vielseitiges Thema. Je nach Alter und Geschlecht können viele unterschiedliche Aspekte behandelt werden.

Im Laufe des Gesprächs wollten wir auch von unseren Projektmanagern wissen, wie wir mit dem Thema Homosexualität umgehen sollen, da dies hier ein heikles Thema ist. Die Antwort war, dass wir wenn überhaupt nur negativ darüber reden sollen. Hier in Uganda wird jegliche homosexuelle Handlung mit lebenslänglich Gefängnis bestraft. Wir haben dazu aber eine komplett andere Meinung und werden auf keinen Fall negativ über Homosexualität reden.

Ein anderes Thema, das wir beim Meeting angesprochen haben, war das Reiseverbot wegen den Anschlägen in Kampala. Uns wurde gesagt, dass die Hauptsache dafür nicht die Angst vor neuen Anschlägen ist, sondern eher, dass wir für die Anschläge beschuldigt werden könnten. Schließlich sind wir hier die Ausländer. Wenn man uns sieht, fällt direkt auf, dass wir anders sind. Warum wir hier sind und was wir hier machen, sieht man eben nicht auf den ersten Blick. Es wurde uns auch erklärt, dass viele Menschen hier Europäer nicht mögen und diese für die Corona Lage verantwortlich machen. Schließlich haben weiße Menschen Covid nach Uganda und Afrika gebracht. Alles schöne Stereotypen. Ich kann jetzt noch besser nachempfinden wie sich Ausländer in Deutschland fühlen müssen. Wenn einer von vielen was Dummes macht, heißt das nicht, dass alle so etwas machen würden/ gut finden! Ich persönlich habe ja auch nicht Covid nach Uganda gebracht!

An einem Wochenende wurden wir zu einer Graduation (Abschluss der Uni) eingeladen. Bei dem öffentlichen Teil konnten wir wegen Corona nicht dabei sein. Dafür aber bei der anschließenden privaten Feier. Diese begann erstaunlicher Weise mit einer Predigt von einem Pastor. Anschließend hielt gefühlt jedes Familienmitglied noch eine Rede. Nach jeder Rede wurde Musik angemacht und alle sprangen auf und tanzten wild und machten interessante Trillergeräusche. Nach gut 3 Stunden gab es für alle dann wieder ein Festessen.

An einem Freitag luden wir am Abend unsere Bodafahrer für einen Spieleabend ein. Wir hatten zum ersten Mal hier Pizza bestellt. Die Boda Fahrer hatten sehr viel Spaß beim Solo spielen (so ähnlich wie Uno) auch wenn sie es nicht direkt verstanden haben. Wir genossen nebenbei unser ugandisches Feierabendbier. Der Abend war sehr lustig und gelungen.

Einige Wochen später waren wir zu einer Gedenkfeier für die verstorbenen Oma unseren Projektmanagers eingeladen. Der meiste Teil der Zeremonie war auf Lusoga, weshalb wir nicht so viel vom Inhalt verstanden. Danach gab es aber ein großes Festmahl für alle. Anschließend tauschten wir uns mit der Familie noch aus und machten noch ein paar gemeinsame Erinnerungsfotos. Den Opa von unserem Projektmanager lernten wir als ein sehr herzlichen und weltoffenen Mann kennen. Leider verstarb er unerwartet am 29.12.21.



Die ersten Wochen in Uganda

Am ersten Trainingstag durfte ich morgens 3h beim Fußballtraining mitmachen und mittags 3h Netball mittrainieren. Am zweiten Tag haben wir uns vormittags etwas Zeit genommen, um uns über Netball zu informieren. Netball ist dem Basketball ähnlich. Es gibt allerdings einige Unterschiede bei den Regeln.

Am Nachmittag haben wir dann das erste Mal selbst das Netballtraining übernommen. Nach dem Training hatte es plötzlich angefangen sehr stark zu regnen, so dass es unseren Bodafahrern nicht möglich war uns abzuholen. Die Straßen zu unserem Haus sind nicht befestigt und wenn es regnet sind sie sehr matschig und rutschig. Also setzten wir uns in den Vorraum einer Kirche und unterhielt uns noch mit den Kindern und dem Trainer, bis der Regen vorbei war.

Am dritten Sporttag spielten wir als Aufwärmspiel „Wer hat Angst vorm Löwen“. Wenn man in Deutschland so ein Spiel mit einer Gruppe Teenagern im Alter von 7 – 18 Jahren spielt, sind die meisten eher weniger motiviert. Hier stürmen aber alle direkt los. Das hatte die Folge, dass ich mit jemandem frontal zusammenstieß und unglücklich auf mein Knie fiel. Der Coach bewegte mein Bein in alle Richtungen und machte die Diagnose, dass nichts schlimm „kaputt“ sei. Er gab mir Tipps wie ich mein Knie lagern und leicht bewegen soll. Schon nach einer Stunde konnte ich wieder stehen und laufen ist nun zum Glück auch kein Problem mehr. Nach dem Training zeigte der Coach uns noch ein Technisches Institut, was neben dem Sportfeld steht. Es ist eine Art Internat, was man nach der 2. Schule besuchen kann und wo man quasi einen Beruf erlernen kann. Es gibt eine Auto-/Motorrad-„Werkstatt“, eine Sanitär „Werkstatt“, eine „Schreinerei“ (alles in “ weil man es sich nicht wie derselben in Deutschland vorstellen darf. Alles ist nur minimal und mit dem Nötigsten ausgestattet.) einen IT Raum und einen Raum in dem man Maurern lernt.

Nachmittags fiel das Training wegen Regen aus, da der „Sportplatz“ dann überwiegend unter Wasser steht. So hatten wir Zeit unseren Garten zu entmüllen. Es ist wirklich traurig und teilweise verstörend, was hier alles einfach in die Natur geworfen wird. Wir haben alles von Plastikflaschen, über Zahnbürsten und alten Waschbecken bis hin zu alten Glühbirnen, im Garten gefunden.

Am nächsten Tag ging es meiner WG Mitbewohnerin nicht so gut. Also beschlossen wir nach dem Vormittagstraining zum nächsten Krankenhaus zu fahren. Das Krankenhaus war aber eher eine kleine Arztpraxis. Dort machte sie einen Corona-, Malaria-, und Typhustest. Der Typhustest war positiv. Typhus ist eine Magen-Darmkrankheit die unbehandelt zum Tod führen kann und durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel ausgelöst werden kann.

Da wir alle das gleiche essen und trinken, machte jeder von uns auch noch einen Typhustest. Bei mir war er negativ bei einem weiteren positiv. Da wir aber alle gegen Typhus geimpft waren und keine typischen Symptome hatten, fragten wir Eva nach Rat. Sie meinten, dass die Tests in so kleineren „Krankenhäusern“ oft ungenau oder falsch sind und damit bzw. mit den Medikamenten nur Geld gemacht werden will. Sie sagte, dass wir in die nächst größere Stadt nach Jinja fahren sollen und uns dort im internationalen Krankenhaus noch mal testen lassen sollen. Also setzten wir uns ins Matatu (eine Art Taxibus) und fuhren nach Jinja. Die Fahrt an sich war schon ein Abendteuer. Dort angekommen haben wir etwas vorgefunden, was mehr unserer Vorstellung eines Krankenhauses entspricht. Die zweiten Typhustests waren wie erwartet negativ. Und uns wurde erklärt, dass die ersten Tests eventuell auch wegen den Antikörpern von der Impfung positiv waren. Bei meiner Mitbewohnerin wurde eine Allergie festgestellt, sie bekam Medikamente und es geht ihr jetzt wieder gut.

Die nächsten Tage verliefen ohne größere Besonderheiten. An unserem freien Tag gingen wir zu einem großen Pool von einem Hotel zum Schwimmen. Der Pool ist auch gut geeignet um Schwimmunterricht zu machen. Was wir gerne anbieten möchten, da viele Kinder und Jugendliche hier nicht schwimmen können und damit sie nicht 5 Tage die Woche 2 mal täglich nur Fußball/ Netballtraining haben.

Unser Projektmanager findet die Idee auch sehr gut, hat aber bedenken, da sich die Kinder den Eintritt (10.000 ugandische Schilling ~ ca. 2,50€) nicht leisten können. Gerne dürfen Sie/Ihr auch noch weiter auf mein Spendenkonto spenden, damit wir die Sportsacademy bei der Umsetzung dieses Projekts unterstützen können.

Während den nächsten Trainingstagen fanden wir immer besser in unsere Aufgabe und die anfängliche leichte Überforderung legte sich schnell.

Ich finde es interessant, dass es abends immer pünktlich zu unserem Trainingsende anfängt zu regnen. Und zwar nicht nur ein bisschen sondern immer starker Platzregen. Aktuell ist in Uganda auch Regenzeit, aber irgendwie dachte ich, dass es dann denn ganzen Tag regnet und nicht nur einmal stark. In Uganda gibt es nur 2 Jahreszeiten, die jeweils zweimal im Jahr vorkommen. Die Regenzeit und die Trockenzeit. Die Kinder haben es uns fast nicht geglaubt, als wir ihnen erzählt haben, dass es bei uns 4 Jahreszeiten gibt und manchmal sogar schneit.

Da wir mit dem lokalen Essen noch nicht so vertraut sind, wurden wir nach einem Training zum Mittagessen ins „Wohnheim“ eingeladen. Es gab Matoke (Kochbanane) mit Poscho (Maisbrei), Bohnen und einer Art von Sauerkraut, was sehr lecker war.

Die Pause verbrachten wir mit den Kindern. Wir spielten zusammen, lernten etwas Lusoga, was hier in der Region gesprochen wird und brachten den Kindern etwas Deutsch bei.

Am Wochenende fand ein Freundschaftsfußballspiel mit einem anderen Team statt. Beide Mannschaften (u14 und ü14) der Iganga Sports Academy gewannen jeweils die Spiele.



Ankunft in Uganda

Am 16.10. 21 sind wir um 4:30 Uhr Ortszeit mit 1 Stunde Verspätung in Entebbe, Uganda gelandet. Kurz noch das Visum stempeln lassen und dann waren wir auch schon da. In Uganda. Erster Eindruck: schwül warm, es roch nach „Dschungelgewächshaus“ im Zoo und die Vögel zwitscherten sehr interessant, obwohl es noch mitten in der Nacht war. Wir wurden abgeholt und nach Kampala, der Hauptstadt von Uganda, gefahren.

Am Flughafen in Entebbe, Uganda

Dort ging es dann nach 2 Stunden Schlaf mit einem fruchtigen Frühstück weiter. Danach kam uns Eva (eine ehemalige Freiwillige und jetzt Lehrerin in Uganda, sowie unsere ASC Beauftragte) abholen. Wir kauften Helme und fuhren dann mit Bodabodas Simkarten kaufen. Zum Boda fahren hält man einfach vorbeifahrende Motorräder an, sagt wo man hinmöchte, setzt sich hinten drauf und bezahlt dann, wenn man angekommen ist. Ich bin übrigens froh, dass wir hier nicht selber fahren dürfen. Neben riesigen Schlaglöchern und tiefen Gräben gibt es auch keine Straßenverkehrsregeln (auf dem Papier schon). Jeder fährt einfach wie, wann und wo er will. Auch Ampeln sind meistens nur zur Dekoration da.

Simkarten kaufen ist hier auch nicht so einfach wie in Deutschland. Man muss vieles angeben incl. Pass, Foto und Fingerabdruck. Bei einem anschließenden traditionellen Snack haben wir dann gemeinsam die Simkarten eingerichtet. Es gibt hier etwas das „Mobilemoney“ heißt, mit dem man überall und alles bezahlen kann. So ähnlich wie PayPal (nur besser).

Nach dem Essen haben wir eine Challenge bekommen. Jede WG Gruppe hat einen Zettel mit Dingen bekommen, sowie 20.000 ugandische Schilling (ca. 5 €). Nun hatten wir 30 Minuten Zeit die Dinge auf dem Markt zu kaufen. Der Markt war nicht irgendein kleiner Markt sondern riesengroß. Ich habe bisher noch nichts Vergleichbares gesehen. Überall waren Decken auf dem Boden ausgebreitet und man konnte alles, wirklich alles, kaufen. Als einzige Weiße waren wir etwas „besonderes“ auf dem Markt und haben natürlich viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Sobald wir eine Straße betraten, haben viele „Basungo“ gerufen, was auf Uganda so viel heißt wie „Weiße“. Weiße Menschen, egal aus welchem Land, gelten hier tendenziell als reich. Obwohl wir an jedem Stand verhandelt haben, haben wir vermutlich trotzdem viel mehr bezahlt als die Einheimischen. Immer wenn wir uns auf einen Preis geeinigt haben, haben 5 Stände herum gelacht. Trotzdem haben wir die Challenge erfolgreich bestanden und sind anschließend gemeinsam wieder mit Bodas zu einem Restaurant, für ein gemeinsames Abendessen gefahren.

Am nächsten Tag hat Eva uns noch die wichtigsten Regeln gesagt und dann ging es auch schon los zu unseren Einsatzstellen. Die Autofahrt war sehr spannend. Wir wurden 2-mal von der Polizei angehalten, sind durch große Wasserlöcher gefahren, haben einen Unfall und ein Affen gesehen. Zuerst ging es zu Evas Projekt. Ein Waisenhaus für Kinder, wo auch 4 Freiwillige von uns sein werden. Dort wurden wir mit Trommeln und einem Tanz sowie einem guten Essen begrüßt. Dann ging es weiter Richtung Iganga, wo 3 andere und ich unsere Einsatzstelle haben. Angekommen an unserem Haus wurden wir von unseren Projektemanagern Ivan und Chris begrüßt. Kurze Beschreibung von unserem Haus: jeder (!) hat ein eigenes Zimmer (was für hier ein absoluter Luxus ist, darauf werde ich noch später genauer eingehen), wir haben ein „Wohnzimmer“ mit 2 Tischen und 4 Sitzbänken, eine „Küche“ mit einer Gasherdplatte und einem Kühlschrank, 2 kleine Badezimmer mit jeweils einer Dusche (aber nur kaltem Wasser) und ein kleiner Garten, der aber mehr einem Trümmerfeld gleicht, da überall Schrott und Müll liegt.

Mit unseren Projektmanagern sind wir dann zum „Office“ der Iganga Sports Academy gefahren. Da die Schulen in Uganda seit März 2020 durchgehend geschlossen sind, werden wir bis die Schule wieder öffnen, in der Academy tätig sein.

Wir wurden den wichtigsten Personen der Sports Academy vorgestellt. Alle freuen sich sehr, dass wir da sind und helfen wollen den Kindern u.a. Dinge beizubringen, die sie eigentlich in der Schule lernen würden.

Die Arbeit der Iganga Sports Academy hat vor allem durch Corona viel an Bedeutung gewonnen. Sie gibt den Kindern täglich eine sinnvolle Beschäftigung und holt sie dadurch weg von der Straße und der Kriminalität. Seitdem die Schulen geschlossen sind, wurde 40% der Teenagermädchen Schwanger und häusliche Gewalt ist sehr gestiegen.

Nach der Vorstellung sind wir zum „Wohnheim“ der Kinder gelaufen. Hier können diejenigen wohnen, die es sich finanziell nicht leisten können täglich zur Academy zu fahren. Das „Wohnheim“ besteht aus ein paar Mauerruinen und einem Wellblechdach. In einem dunklen, muffigen Raum schlafen ca. 15 Mädchen auf dem Boden. Manche teilen sich zu dritt eine kleine Matratze.

Anschließend gingen wir noch Lebensmittel einkaufen. Nach der ersten Nacht im Haus mussten wir leider feststellen, dass unser ganzes Toastbrot voll mit Ameisen war, obwohl wir die Tüte verschlossen hatten.

Nach dem Frühstück fuhren wir nach Igangatown, da wir doch ziemlich ländlich wohnen und Geld abheben mussten. Dort stellte Ivan uns auch seine Tante Agnes vor und sie zeigte uns wo sie wohnt. Wir waren etwas verwundert, als sie uns sagte, dass in den 2 spärlich ausgestatteten Zimmern 20 Menschen leben würden.

Am Mittag waren wir das erste Mal beim Training dabei und durften direkt mitmachen. Es war sehr anstrengend und herausfordernd bei der Hitze (29*C) und Sonne, 3 Stunden Sport zumachen. Zusätzlich ist der „Sportplatz“ auch eher ein Acker, als ein Spielfeld, mit vielen Hügeln und Löchern. Es kommt fast bei jedem Training vor, dass sich jemand den Fuß oder das Knie verdreht. Viele Spieler trainieren barfüßig, da sie sich keine Schuhe leisten können oder haben nur Flipflops an. Nur wenige tragen „richtige“ Sportschuhe, die aber oft auch schon fast auseinanderfallen. Die Fußbälle sind auch nicht mehr die neusten und müssen vor jedem Training wieder neu aufgepumpt werden. Auch die Leibchen sind mehr Stofffetzen als Leibchen.

Am nächsten Tag hatten wir ein bisschen Zeit unsere Zimmer einzurichten. Später hatten wir dann noch ein Meeting bei dem wir unseren Stundenplan bekamen.  Danach aßen wir noch Rolex, das ist ein gerollter Pfannkuchen, der mit einem Omelett gefüllt ist (sehr lecker!).