In einer Mittagspause hatte ich ein Gespräch mit einem 6. Klässler, 14 Jahre. Ich fragt ihn was er denn so nach der Schule (endet um 17 Uhr) macht. Er sagte, er müsse erst 1 Stunde nach Hause laufen, dann würde er das Haus kehren, wischen und dann noch kochen, weil seine Mutter abends nicht mehr kocht. Das finde ich alles schon sehr extrem und es zeigt mir, wie die meisten Schüler*innen hier leben. Ich weiß auch, dass dieser Junge sich Abends kein großes Menü kochen kann (finanziell), sondern maximal Pocho (Maisbrei) eventuell noch vielleicht Bohnen dazu. Den ganzen Tag in der Schule 7 Uhr – 17 Uhr essen viele Schüler auch so gut wie nichts, weil sie sich das Mittagessen (Pocho mit Bohnen) nicht leisten können. Viele bekommen mittags eine Tasse mit Porrige (Maispulverbrei). Dies ist aber nicht sehr sättigend. Oft kommen Schüler zu uns, sagen sie haben Hunger und fragen, ob wir ihnen etwas zu essen kaufen können. Aber wir können nicht allen etwas kaufen…

An einem Nachmittag wurden alle Schüler auf dem Hof zusammen gerufen. Es wurde gesagt, dass viele die Gebühren für die kommenden Prüfungen noch nicht bezahlt haben. Dann wurden alle Schüler*innen, die noch nicht bezahlt haben nach Hause geschickt. Als wir am nächsten Tag morgens auf dem Weg zu unserer Schule waren, sind uns schon viele Schüler*innen entgegen gekommen. An der Schuluniform haben wir gesehen, dass sie von unserer Schule sind. Angekommen an der Schule war es sonderbar leise. Wir liefen an den Klassenzimmern vorbei und mussten feststellen, dass jedes 2. Klassenzimmer leer war. Auf unser Fragen antworteten die Lehrer, dass die Schüler*innen die noch nicht die Gebühren bezahlt haben, wieder nach Hause geschickt wurden und erst wieder kommen dürfen, wenn sie das Geld haben. Für uns ist es schon eine erschreckende Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller Schüler sich diese Gebühren im Moment nicht leisten können und deshalb vom Unterricht ausgeschlossen werden. Umgerechnet lagen diese Gebühren bei etwas mehr als 10€. Darin enthalten sind die Kosten für die Prüfungen und die Kosten für Essen/ Porige. Nach den Prüfungen wurde mir von manchen Schülern auch gesagt, dass sie die Prüfungen nicht mit geschrieben haben, weil sie die Kosten nicht aufbringen konnten. Dies finde ich im Bezug auf die Abschlussprüfungen sehr schlimm. Denn selbst wenn ein*e Schüler*in sehr gut in der Schule ist und durch eine gute Abschlussprüfung eine Chance auf eine gute weiterführende Schule/ Universität hätte, bekommt er/sie ohne Abschlussprüfung kein Zertifikat, hat also auf dem Papier kein Schulabschluss und wird deshalb dann nirgends angenommen. Das hat dann wieder die Folge, dass sie keinen guten Job bekommen und nur wenig verdienen. Der Teufelskreis für ihre Kinder beginnt dann wieder von vorne…

In der Regel betragen die Schulgebühren hier 400 UGX ca. 100€ pro Schüler*in pro Jahr. Diesen Betrag für mehr als ein Kind zu stemmen, ist für viele Familien hier sehr schwierig und für manche auch nicht machbar. Da lohnt es sich finanziell mehr die Kinder mit aufs Feld zum Arbeiten zu schicken und dann vom Ertrag zu leben. Ich habe mir überlegt, dass es sehr toll wäre, wenn man diese Familien und Kinder mit einer Patenschaft unterstützen könnte. Dies könnte so aussehen, dass Familien aus Deutschland oder anderen Länder die Schulgebühren für 1-2 Kinder zahlen und als Gegenleistung Berichte, Bilder und Zeugnisse von den Kindern bekommen. Dadurch könnte man den Kindern eine bessere Zukunft durch Bildung ermöglichen und würde auch gleichzeitig den interkulturellen Austausch fördern.

Wenn ich die Möglichkeit bekomme so ein Projekt zu starten, würde ich das natürlich tun. Allerdings möchte ich, dass es nachhaltig ist und dann auch unabhängig von mir oder anderen Freiwilligen weiterläuft. Leider wäre es nicht nachhaltig, wenn ich euch jetzt Namen und Bilder von Kinder gebe, von denen ich hier weiß, dass sie kein Geld für die Schule haben und euch dann um Spenden für die Schulgebühren bitte. Denn sobald ich hier weg bin würde der Kontakt abbrechen und die Familie wäre wieder auf sich gestellt. Falls dazu jemand eine gute Idee hat, wie man so ein Projekt nachhaltig gestalten kann oder Organisationen kennt die so etwas schon machen, darf man sich gerne bei mir melden.

Im Moment zahlen wir auch teilweise von befreundeten Kindern die Schulgebühren, da wir ihre Situation daheim kennen und wissen, dass sie sich die Gebühren nicht leisten können, aber gut in der Schule sind. Diese Kosten stemmen wir privat, da wir für einzelne Personen nicht unsere Spenden verwenden dürfen. Wer mich dabei unterstützen möchte darf mich gern kontaktieren oder auf mein Paypal Konto (mail@hanna-schmid.de) etwas überweisen.