Seit Anfang meines Freiwilligen Dienstes und meiner Aktivität in der Iganga Sports Academy, hatten wir viele Gespräche mit Joseph unserem Headcoach, da er ein Befürworter von Schlägen als Bestrafung war. Ende meines ersten Jahres war es schon besser geworden. Auch zu Beginn des zweiten Jahres wurde deutlich seltener und nur noch in spezielle Situationen geschlagen. In meinen Augen gab es einen kleinen Erfolg, als die Mädels zu spät zum Training kamen. Dafür hätten sie im letzten Jahr jeweils mindestens einen Stockhieb bekommen. Dieses Mal aber hielt der Coach ihnen eine Ansprache warum dies schlecht ist und ließ sie mehrere extra Runden laufen.

Auch wir bemerkten, dass die Mädels immer undisziplinierter wurden. Sowohl beim Training als auch außerhalb des Spielfeldes. Als wir mit ihnen schwimmen gehen wollten, wir haben davor ganz klar die Uhrzeit kommuniziert und gesagt, dass sie pünktlich kommen sollen, kamen sie ganze 1,5 Stunden zu spät. Da haben wir ihnen dann auch klar eine Ansage gemacht, dass das so nicht geht. Wir meinten, dass sie viele Chancen im Leben verpassen werden, wenn sie nicht pünktlich sind. Wenn sie bei einem Auswahlspiel zu spät kommen, können sie ihr Stipendium direkt vergessen. Wir sagten ihnen auch, dass wir sie als Bestrafung nicht schlagen werden, wie sie es eventuell gewöhnt sind.

Unsere Strafe war härter. Wir schickten sie zurück nach Hause. Kein Schwimmunterricht für Leute die zu spät kommen. Uns selber tat dies auch leid, da wir die Mädels sehr mögen und uns natürlich auch immer aufs Schwimmen mit ihnen freuen. Aber sie müssen einfach lernen, dass Zeitmanagement extrem wichtig ist. Gleichzeitig haben wir ihnen damit gezeigt, wie  eine gewaltlose aber effektive Strafe aussehen kann.

Anscheinend hat Joseph die ganze Sache mitbekommen und auch gesehen, dass die Mädels ziemlich niedergeschlagen waren.

Als die Mädels ein paar Tage später wieder fast eine Stunde zu spät zum Training kamen, sagte er auch, dass er sie nicht trainieren wird. Das Training übernahm dann ein älterer Spieler aus der Jungsmannschaft. Aber die Strafe war sehr effektiv und die Mädels haben nach der langen Ansprache, um Verzeihung gebeten und gemeinten sie werden sich bessern. Tatsächlich kamen sie die nächsten Male sehr pünktlich zum Training. Hoffentlich bleibt das auch so.

Generell kann ich nur an alle Freiwilligen appellieren bei dem Thema Gewalt als Bestrafung nicht nach zu geben. Es wird sich nicht von heute auf morgen ändern, weil es tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Aber wenn man es immer wieder anspricht und vor allem, ganz wichtig, Alternativen als Bestrafung aufzeigt, wird man mit der Zeit kleine Erfolge sehen. Es kommt auch sehr darauf an, wie man es der Person mitteilt. Wenn man die Person unmittelbar danach damit konfrontiert und sagt, dass was du machst ist schlecht, fühlt sich die Person angegriffen und ist nicht mehr gesprächsbereit. Wenn man ihr aber sagt, dass sie eine tolle Arbeit leistet, die man wertschätzt ist die Person eher aufnahmebereit für Verbesserungsvorschläge. Unser Coach leistet eine mega Arbeit. Er trainiert die Jugendlichen 2 mal täglich 6 Tage die Woche, gibt jedem eine Chance, versucht Schulplätze für sie zu finden und möchte nur das Beste für sie. Das alles macht er komplett ohne Bezahlung. Zwischen den Trainings repariert und flickt er Dinge wie Bälle, Schuhe, Taschen… und bekommt so etwas Geld zum Überleben. Nur an seiner Bestrafungstechnik muss er eben noch etwas arbeiten. Aber ich bin zuversichtlich, dass das mit der Zeit besser werden wird.